ilb – Reflections: Anwälte der Freiheit?

In der Reihe "Reflections" diskutierten drei ältere Herren über das Verhältnis von Schriftstellern und Intellektuellen zur Macht: Ausgehend von ihren persönlichen Erlebnissen im Jahr 1968 räsonierten der polnische Publizist Adam Krzeminski (Polityka), der ungarische Schriftsteller und Freitag-Mitherausgeber György Dalos und der deutsche Romancier Peter Schneider über ihr politisches Engagement und ihre Irrwege.

Über weite Strecken verengte sich die Podiumsdiskussion auf die Verführbarkeit durch Ideologien: György Dalos verstand sich in seiner Jugend als Maoist, Peter Schneider hatte als einer der Wortführer der West-Berliner Protest-Szene engen Kontakt zu einigen Mitstreitern, die sich radikalisierten und der RAF anschlossen. Auch die Moderatorin, Tissy Bruns, wusste dazu einiges Zweifelhafte aus ihrer Biographie beizutragen, da sie in den 1980er Jahren bis zum Mauerfall der DKP anhing.

In den Momenten, als sich die Diskussion etwas von Anekdoten löste und nicht gerade wieder eine der zahlreichen Spitzen gegen den abwesenden Günter Grass gesetzt wurde, konnte man durchaus Nachdenkenswertes über die Situation von Intellektuellen in Osteuropa hören: auf die Zeit der Zensur, als die Leser begierig zwischen den Zeilen lasen und auf jede Nuance achteten, folgt in den Transformationsstaaten eine Ära, in der es immer schwieriger ist, überhaupt Gehör zu finden.

Das Reflexionsniveau von Adam Krzeminski und György Dalos konnte Peter Schneider nicht halten, der eher vom Thema wegführte und dann auch Banalitäten, die mit dem Thema überhaupt nichts zu tun haben, von sich gab, wie z.B. dass er Helmut Schmidt verehre, weil er so unbeirrbar in der Öffentlichkeit raucht.

Am Ende stimmten die drei älteren Herrschaften in ein eher düsteres Bild über den Zustand unserer Demokratie ein: Vor allem Krzeminski bedauerte, dass sich die Medien in immer kürzeren Zyklen auf ein neues Thema stürzten und dann schon die nächste Sensation als Hype der Woche auf allen Kanälen durchgenudelt werde. Die Diskussion über strukturelle Probleme bleibe so auf der Strecke und ohnehin kämen abweichende Meinungen zu selten zu Wort. Tissy Bruns nickte dazu heftig. Dabei könnte sie dies doch ändern und in ihren Tagesspiegel-Artikeln oder bei ihren Auftritten in fast jedem zweiten Presseclub nicht nur den Mainstream-Konsens zum Aufreger der Woche resümieren.

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