Studio Braun am DT: Fahr zur Hölle, Ingo Sachs

Am Hamburger Schauspielhaus waren die Anarcho-Komödianten von Studio Braun (Heinz Strunck, Rocko Schamoni und Jacques Palminger) schon mehrfach mit schrägen Produktionen zu sehen. Wie die Dramaturgin Anika Steinhoff bei der Stück-Einführung im Saal erzählte, schielten Ulrich Khuon und sein Team vom  Thalia-Theater neidisch auf die Kollegen vom Schauspielhaus, da es zwischen den beiden großen Häusern der Hansestadt eine Abmachung gibt, sich die Regisseure nicht gegenseitig abzuwerben.

Als Khuon als neuer Intendant ans Deutsche Theater nach Berlin wechselte, stand früh fest, dass er Studio Braun einen Abend inszenieren sollten. Aus der Grundidee, im Kleist-Jahr ein Action-Musical auf die Bühne zu bringen, entstand schließlich in einem wohl recht aufreibenden kreativen Prozess das Stück Fahr zur Hölle, Ingo Sachs, das am vergangenen Wochenende Premiere hatte.

Zusammen mit Ensemble-Mitgliedern des Theaters und einem großen Orchester gestaltet Studio Braun einen wilden Parforce-Ritt durch die Erzählebenen, verknüpft Kleists vielleicht berühmteste Novelle Michael Kohlhaas mit Charles Bronsons Action-Filmen der Ein Mann sieht Rot – Reihe aus den 70er Jahren. Ole Lagerpusch gibt den egozentrischen Regisseur Ingo Sachs, dem die kongeniale Verbindung von Blockbuster und Autorenkino vorschwebt und der alle Beteiligten mit seinen Allüren in den Wahnsinn treibt.

Der unbedingte Wille zu trashigen Kostümen und schrägen Pointen lässt sicher die Herzen der Fangemeinde höher schlagen. Für das Bildungsbürgertum der Abonennten dürfte dieser Abend aber eher ein Fremdkörper bleiben, der sie irritiert zurück lässt.

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Studio Braun

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