Vorboten der Arabellion: Arab Shorts im Arsenal

Die Arabische Welt ist vorerst wieder aus den Hauptschlagzeilen der Medien verschwunden: zwischen den neuesten Kapriolen der Euro-Schuldenkrise und der Fußball-EM gingen die Meldungen über den blutigen Bürgerkrieg in Syrien und die Machtkämpfe zwischen Muslimbrüdern, den Resten des alten Regimes und der jungen Tahrir-Protestgeneration in den vergangenen Wochen fast unter.

Umso verdienstvoller ist es, dass das Kino Arsenal vier Tage lang mehr als 60 Kurzfilme aus dieser spannungsgeladenen Region beim Festival Arab Shorts zeigte. Die Programme wurden ursprünglich von Kuratorinnen und Kuratoren aus arabischen Ländern für ein Festival des Goethe-Instituts in Kairo zusammengestellt, das von 2009-2011 stattfand. Damit diese interessanten Zeitdokumente nicht verlorengehen, hat das Arsenal Institut für Film und Videokunst e.V. die Filme in sein Verleiharchiv übernommen und erstmals in Deutschland präsentiert.

Etwas unglücklich war, dass die eindrucksvollsten Filme ganz am Ende eines langen Gewitterabends zum Abschluss des Festivals vor nur noch einer Handvoll Besuchern liefen: Unter dem Titel On Family wurden einige Kurzspielfilme geboten, die eindrucksvoll vom Aufwachsen der Kinder in einer von Gewalt dominierten Gesellschaftsordnung thematisierten und dies auch noch auf ideenreiche und unterhaltsame Art schafften. Beeindruckend waren die belgisch/irakische Koproduktion Land of the Heroes von Sahim Omar Kalifa, der Saddam Husseins Propaganda aus der Sicht des 10jährigen Dileer schildert, der zwischen all den Front- und Huldigungsberichten vergeblich auf seine geliebten Spiderman-Cartoons wartet. Mit mehreren Preisen dekoriert ist auch Ruben Amars Checkpoint, der den israelisch-palästenischen Konflikt aus der Sicht eines kleinen Jungen beschreibt.

Vor wesentlich besser besuchtem Haus lief während der Festival-Tage viel Anstrengend-Experimentelles und manch Langweiliges. Einige interessante Entdeckungen waren auch hier zu machen: Le Cuirasse Abdelkarim von Walid Mattar brachte die Perspektivlosigkeit der jungen Generation in Tunesien schon im Jahr 2003 auf den Punkt, also lange bevor dort im Winter 2010/11 die Selbstverbrennung eines jungen Akademikers den Arabischen Frühling auslöste. Dies gelingt ihm in einer sehenswerten Adaption des sowjetischen Revolutions-Klassikers Panzerkreuzer Potemkin.

Die Arab Shorts im Arsenal Berlin

Die Arab Shorts am Goethe-Institut Kairo 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert