Zwei Altmeister experimentieren: Dominik Grafs „Die geliebten Schwestern“ und Clint Eastwoods „Jersey Boys“

Zwei bekannte Regisseure überraschten Anfang August mit Ausflügen in Genres, die man bei ihnen nicht vermutet hätte.

Dominik Graf machte sich einen Namen mit düsteren TV-Krimis wie z.B. seiner Serie Im Angesicht des Verbrechens und brachte nun ein von ARD Degeto, WDR, BR, arte und ORF co-produziertes Liebes-Historiendrama in die Kinos.

In Die geliebten Schwestern nimmt er die Zuschauer mit auf eine Zeitreise ins Weimar des Sturms und Drangs und der deutschen Klassik. Der junge Friedrich von Schiller (Florian Stetter), der nach dem Skandalstück Die Räuber aus seiner württembergischen Heimat fliehen musste, schlittert in eine rauschhafte Ménage-à-trois mit den beiden Schwestern Charlotte und Caroline von Lengefeld (Hannah Herzsprung und Henriette Confurius).

Der Film schwelgt vor allem im Gefühlschaos dieses komplizierten, sich über die Jahre auch immer wieder verschiebenden Dreiecks, bietet aber vor allem historisch und literaturgeschichtlich Interessierten geschickt eingeflochtene Beobachtungen über die Auflehnung gegen Standesschranken zu Zeiten der Aufklärung, zur Entwicklung des Buchdrucks oder zur Entstehung der Zeitschrift Die Horen.

Dominik Graf, der neben der Regie auch für das Drehbuch verantwortlich war, schafft es jedoch nicht, die Fülle seines Materials in eine kompakte Form gießen. Die geliebten Schwestern erforderte im Wettbewerb der Berlinale 2014 großes Sitzfleisch, da er fast drei Stunden dauerte. Aber auch die um 30 Minuten gekürzte Fassung ist immer noch zu lang.

Noch überraschender war der Sprung von Clint Eastwood von seinen Western und ernsten Dramen zum Musical. Er verfilmte den Broadway-Hit Jersey Boys, der auf der wahren Geschichte von Frankie Valli and the Four Seasons beruht. Dort sind vor allem die Fans der 50er und 60er-Jahre-Musik und Mode gut aufgehoben, der große Christopher Walken taucht in einer Nebenrolle auf und ist das Bindeglied zwischen den Musikstars und ihrer Herkunft aus der Welt der Kleinganoven und der Mafia.

Fazit: Beide Filme sind ganz nette Unterhaltung für den Sommer, aber kein großer Wurf, sondern eher Fingerübungen von Regisseuren, die sich die Freiheit nahmen, mal was Neues auszuprobieren.

Die geliebten Schwestern und Jersey Boys starteten am 31. Juli 2014.

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