„Brandung“: Nachwuchsdramatik in der Box des Deutschen Theaters verliert sich in surrealer Krimihandlung

Christoph Hart, zuständig für die Musik, schlurft in einem Fischkostüm über das schmelzende Eiswasser am Boden der Box, die hinter der Bar des Deutschen Theaters als Experimentierfeld dient. So beginnt Christopher Rüpings Inszenierung von Maria Milisavljevic, einer Nachwuchsdramatikerin, die im Sauerland aufgewachsen ist, derzeit in Toronto am Tarragon Theatre arbeitet und für diesen sperrigen Text den Kleist Förderpreis 2013 bekam.

Die Textvorlage macht es dem Regisseur und seinen drei Schauspielerinnen und Schauspielern (Natalia Belitski, Barbara Heynen, Benjamin Lillie) nicht leicht: Wie im Programmheft angedeutet, ist seine „sprachliche Struktur mehr episch als dramatisch“. Die Krimihandlung – drei junge Erwachsene suchen eine plötzlich verschwundende Freundin – kippt unvermittelt ins Surreale. Der Text springt zwischen Zeit- und Handlungsebenen hin und her und versucht noch eine heimliche Dreiecks-Liebesgeschichte und die Themen Einsamkeit und Heimatlosigkeit in knapp 75 Minuten unterzubringen.

Viele ratlose Gesichter im Publikum, symptomatisch ist, dass ein Mann in der ersten Reihe schon klatscht, als das Licht kurz gedämpft wird, das Gefühlschaos der drei Protagonisten aber noch knapp 45 Minuten weitergeht. Die Autorin sagte im Interview im Programmheft: „Die Zeit rast und steht still. Man hat tausend Gedanken und denkt in alle Richtungen.“ Dementsprechend unsortiert wirkt dann auch dieser Abend.

Brandung. – Koproduktion der Ruhrfestspiele Recklinghausen und des Deutschen Theaters Berlin. Ca. 75 Minuten. Seit dem 13. Oktober 2013 im Repertoire des Deutschen Theaters Berlin

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