Ivo Pietzcker als „Jack“: allein gelassen mitten in Berlin

In den vergangenen Jahren lud die Berlinale-Auswahl-Jury eine Reihe von Filmen in den Wettbewerb des Festivals, die mit hochgezogenen Brauen kritisch beäugt wurden. Was haben sie in diesem internationalen Festival-Schaufenster verloren. Nasch schwachen Kritiken waren sie schnell vergessen.

Auch die HR/arte-Produktion Jack, die Regisseur Edward Berger, der zuletzt vor allem TV-Filme gedreht hat, gemeinsam mit seiner Frau und Co-Drehbuchautorin Nele Mueller-Stöfen erarbeitete, wurde anfangs Ähnliches befürchtet. Doch diese Befürchtungen waren in diesem Fall grundlos. Jack ist ein sehenswerter Film, der auf der Berlinale aufhorchen ließ und seit drei Wochen erfolgreich im Kino läuft.

Das Gerüst der Handlung lässt sich sehr knapp zusammenfassen: Der 10jährige Junge Jack wird von seiner überforderten Mutter vernachlässigt, die nur Augen für ihre wechselnden Lover hat (darunter Jacob Matschenz mit einem markanten Kurzauftritt). Das Jugendamt gibt ihn in ein Heim, wo er gemobbt und geschlagen wird. Doch als die ersehnten Ferien endlich da sind, holt ihn seine Rabenmutter (Luise Heyer) nicht ab. Er stromert auf sich allein gestellt durch Berlin – vorbei an S-Bahn-Gleisen, Tankstellen und Mietwagen-Verleihfirmen. Charlottenburg und Wilmersdorf zeigen sich von ihrer hässlichsten Seite, die Erwachsenen reagieren achselzuckend auf Jack, der auch noch für seinen kleinen Bruder Manuel, den die Mutter bei einer Kollegin geparkt hat, Verantwortung übernehmen muss.

Der wichtigste Grund, warum dieser Film so gut funktioniert, ist die beeindruckende schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers Ivo Pietzcker, der schon auf der Berlinale zu einem der Publikumslieblinge avancierte.

Berger und Mueller-Stöfen drehten diesen Film, wie sie im ZEIT-Interview sagten, inspiriert von einem realen Erlebnis in ihrem Umfeld. Ihr Film ist eine überzeugende Mahnung gegen Verantwortungslosigkeit und legt den Finger in Wunden des anonymen Großstadtlebens.

Jack. Deutschland 2013. 103 Minuten. Kinostart: 9. Oktober 2014

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