„Im Labyrinth des Schweigens“: Fiktionales Drama um Auschwitzprozesse und letzte Rolle von Gert Voss

Giulio Ricciarelli taucht in seinem Spielfilm-Regie-Debüt in die späten 50er/frühen 60er Jahre ein: hässliche Tapeten, verqualmte Büros, röhrende Hirschen an den Wänden und Nierentische lassen die Adenauer-Ära wieder aufleben.

Die Hauptfigur von Das Labyrinth des Schweigens ist Johann Radmann, ein fiktiver junger Staatsanwalt aus dem Frankfurter Team von Fritz Bauer, das in minutiöser Kleinarbeit die Befehlsketten im Vernichtungslager Auschwitz rekonstruierte und zur Anklage brachte.

Der Ernst-Busch-Absolvent Alexander Fehling überzeugt als junger Staatsanwalt Radmann ebenso wie Burgtheater-Ikone Gert Voss in seiner letzten Kinorolle als Generalstaatsanwalt Fritz Bauer. Leider hatte jedoch Regisseur und Drehbuchautor Ricciarelli zu wenig Vertrauen in die Kraft der historischen Fakten und seines Stoffes: mit pathetischem Klangteppich kleistert er weite Strecken seines Filmes zu. Eine hinzuerfundene Liebesgeschichte lässt es menscheln.

Die gelungenen Szenen über die mühsamen Recherchen weit vor Erfindung von Online-Datenbanken, die Erinnerungen der Zeugen und die vielen kleinen und mittelgroßen Steine, die Bauer und seinen Staatsanwälten von Alt-Nazi-Seilschaften in den Weg gelegt wurden, hätten für ein sehenswertes Geschichts-und Justizdrama sorgen können, wenn sie nicht durch zu viel Beiwerk übertüncht worden wären.

Im Labyrinth des Schweigens. – Deutschland 2014. – 123 Minuten. – Kinostart: 6. November 2014

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