„Timbuktu“: preisgekröntes Drama über den Vormarsch islamischer Fundamentalisten in Mali

Mit eindrucksvollen Bildern erzählen der Regisseur Abderrahmane Sissako und sein Kameramann Sofian El Fani in Timbuktu vom Vorrücken der islamischen Fundamentalisten, das im Jahr 2012 für Schlagzeilen sorgte und eine französische Militärintervention auslöste.

Vor allem die erste Hälfte dieses Films schildert sehr überzeugend, wie die neuen Machthaber in einer Kleinstadt ihre Moralvorstellungen durchsetzen: traditionelle Kunst wird zerstört, Singen und Tanzen werden strikt verboten, Frauen dürfen sich nur verschleiert in der Öffentlichkeit bewegen. Intelligent komponierte Szenen dokumentieren viele kleine Momente des Widerstands. So protestiert z.B. eine Fischverkäuferin, dass sie sich lieber die Hand abhacken lassen würde als sich Handschuhe aufzwingen zu lassen.

Der Film zeichnet ein genaues Bild der archaischen Scharia-Gesetzgebung bei einer Steinigung und spart auch die Doppelmoral der Fundamentalisten nicht aus: Sie schwärmen von Zidane und Messi, verbieten aber alle Fußballspiele. Die Jungen im Dorf helfen sich mit der kreativen Idee, sich den Ball einfach vorzustellen und ihm in einer langen pantomimischen Szene quer über den Platz hinterherzujagen. Diese Szene wird als eine der schönsten Sequenzen des Kino-Jahres in Erinnerung bleiben. Umso ärgerlicher ist es, dass bei der Übersetzung der Untertitel sehr schlampig gearbeitet wurde und Buchstaben fehlten oder Wörter verstümmelt wurden.

Timbuktu wurde im stark besetzten Wettbewerb des Festivals von Cannes im Mai 2014 u.a. mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet und ist seit dem 11. Dezember im Kino zu sehen.

Timbuktu . – 97 Minuten

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