„Jahresendzeitprogramm“ im Mehringhoftheater: Glänzendes Kabarett unter schlimmeren Bedingungen als in der Legehennen-Batterie

Nach einer schwächeren Ausgabe im vergangenen Jahr waren Christoph Jungmann, Horst Evers, Bov Bjerg, Manfred Maurenbrecher und Hannes Heesch beim Jahresendzeitprogramm 2014 wieder in Hochform.

Schon die Auftaktnummer war fulminant: Manfred Maurenbrecher stimmte frei nach Friedrich Liechtensteins Ohrwurm Supergeil eine Hymne auf Ursula von der Leyen und ihr Streben nach makelloser Außenwirkung an. Hannes Heesch parodiert die Verteidigungsministerin als Co-Moderatorin von Angela Merkel (Christoph Jungmann), die seit 16 Jahren in ihrem uckermärkischen Charme durch das 2,5-stündige Programm führt. Sehr treffend karikiert er von der Leyens überbetonte Sprechweise, ihren Elan, mit dem sie in jedem neuen Amt eine Flut von PR-Ideen lostritt, und ihre bildungsbürgerliche Attitüde (bei der Hausmusik mit der Blockflöte).

Horst Evers setzte sich anschließend in einem seiner skurrilen Texte mit der Wut in den von Touristen überlaufenen Bezirken wie Kreuzberg auseinander und schickte die Berliner bei seinem „Touristenströmeausgleich“ mit Rollkoffern und laut grölend in Kleinstädte wie Bad Salzuflen.

In der zweiten Hälfte ragten ein böses Lied von Manfred Maurenbrecher über die AfD und der selbstgefällig vor sich hinschwadronierende Bundespräsident Joachim Gauck (ebenfalls von Hannes Heesch verkörpert) heraus, der dem Publikum erklärte, warum der Fußball-WM-Titel im Juli ohne seine Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz als Blaupause niemals möglich gewesen wäre.

Zum krönenden Abschluss kam Klaus Wowereit (Hannes Heesch) auf die Bühne: er schoss einige Giftpfeile gegen seinen Nachfolger Michael Müller ab und inszenierte sich ein letztes Mal zu den Klängen von Auf das Leben als Glamour-Bürgermeister.

Es hätte ein rundum gelungener Kabarettabend werden können, wenn die Bedingungen im ausverkauften Mehringhoftheater nicht so schlimm gewesen wären: die Stühle sind so eng nebeneinander gestapelt, dass das Publikum weniger Platz hat als Hühner in den Legebatterien. Stickige Luft und schlechte Sicht auf die Bühne treten als weitere Störfaktoren hinzu.

Das Jahresendzeitprogramm im Mehringhoftheater: alle Termine bis zum 11. Januar 2015 sind ausverkauft. Vom 14.-18. Januar 2015 gastiert das Stück anschließend in der Komödie am Kurfürstendamm. Weitere Gastspiele in Kiel und Hamburg

2 thoughts on “„Jahresendzeitprogramm“ im Mehringhoftheater: Glänzendes Kabarett unter schlimmeren Bedingungen als in der Legehennen-Batterie

  1. Mehringhof-Theater Reply

    Hallo!

    Und übrigens ist die Bestuhlung seit 24 Jahren gleich – davor war sie noch enger! Und 60 Plätze weniger – kein Jahresrückblick, kein Horst Evers, kein Marc-Uwe Kling, kein Max Uthoff, kein Volker Pispers, kein Kurt Krömer etc.
    Aber kommen Sie einmal im Februar vorbei – wunderbare Programme und für jeden Zuschauer eine ganze Stuhlreihe – ganz exklusiv zu billigsten Eintritspreisen. Wir stehen eben für \’hautnahes Kabarett\‘ – auf der Bühne und im Publikum.
    Wer damit Probleme hat, was ich persönlich sehr gut verstehen kann, deshalb das Angebot mit dem Theater am Kudamm. Ja den Jahresrückblick gibt es auch im bequemen Theater am Kudamm, zu entsprechenden Preisen – und ist nicht ausverkauft!!! Alle unsere Vorstellungen seit der Premiere.

    Wir verkaufen seit letztem Jahr auch die letze Reihe nicht mehr, d.h es bleiben immer mindestens 10 Stühle leer. Am Sonntag übrigens 20. Bei der Premiere sind 40 Plätze leer geblieben, da die Karten nicht abgeholt wurden – was sollen wir da sagen?

    Finanziell haben wir ein übervolles Theater nicht nötig; wir könnten auch ganz auf den Jahresrückblick verzichten.

    Übrigens wurde seitens des Publikums der Vorschlag gemacht, keine Vorbestellungen mehr anzunehmen und alle Karten über Theaterkassen zu verkaufen … wir finden den Vorschlag sehr interessant, da für uns viel weniger Arbeit und garantierte Einnahmen, da kann man auch auf ein paar Plätze verzichten. Nur, man kann keine Karten mehr kurzfristig absagen und zurückgeben und die Karte verteuert sich um 5 – 7 €. Wie gesagt, uns geht es gut, und wir denken ernsthaft darüber nach.

    Wir geben uns wirklich große Mühe, das können Sie mir glauben. Und Sie waren ja schon oft da! Es hat sich nix geändert! Deswegen finden wir Ihren Artikel ungerecht und bitten Sie im nächsten Jahr an den Kudamm zu gehen. Wir besorgen Ihnen gerne die Karten, denn davon gibt es genügend.

    Mit freundlichen Grüßen
    MHT

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