Kaum Funkenflug auf dem „Feuerschiff“ im Deutschen Theater

An einigen Stellen blitzt das Potenzial der vier Schauspieler auf dem „Feuerschiff“ in den Kammerspielen des Deutschen Theaters auf.

Als sich Owen Peter Read (in der Doppelrolle als Eugen/Edgar) ganz in unschuldigem Weiß im Schlepptau von Hans Löw (Dr. Caspary) breitmacht, liegt eine Atmosphäre wie in „Funny Games“ in der Luft. Für kurze Momente treten die Eindringlinge so schnöselig auf wie bei Haneke, als sie ihre Opfer in die Enge treiben. Aber John von Düffels „skelettierte“ Fassung der Erzählung von Siegfried Lenz ist Thesentheater statt Psychothriller.

Auch bei der Konfrontation zwischen Fred (Timo Weisschnur) und seinem Vater, dem Kapitän Freytag (Ulrich Matthes), könnten die Funken fliegen. Die Textvorlage lässt ihnen aber zu wenig Raum zur Entfaltung. Ulrich Matthes muss die „Ordnung“ so oft beschwören, bis seine Figur zur Verkörperung eines Prinzips wird, aber nicht mehr wie ein Mensch aus Fleisch und Blut wirkt. Eine Energie, die diesem Abend gut tun würde, ist auch unter der Oberfläche spürbar, als Fred von den Gangstern provoziert wird. Sie darf sich aber nicht entladen.

Nach nur knapp einer Stunde endet der Abend ziemlich abrupt. Das Publikum bleibt mit dem Gefühl zurück, dass der Vater-Sohn-Konflikt über die Frage, ob zurückhaltendes Abwarten oder Gegengewalt die richtige Antwort auf einen Übergriff ist, nicht auserzählt ist. Auch zwischen Freytag (Matthes), dem bedingungslosen Verfechter von Ordnung und Status quo, und dem Desperado Dr. Caspary (Löw), der zwischen Raucherpausen seine von Sartres Existentialismus inspirierte Thesen vorträgt, entwickelte sich nicht das erhoffte packende Duell, in dem um Prinzipien gerungen wird.

Der Premierenabend in den Kammerspielen des Deutschen Theaters endete zwar mit freundlichem Applaus für Regisseur Josua Rösing und seine Schauspieler, der Funke wollte aber nicht überspringen.

Trailer und weitere Termine, alle Vorstellungen im März sind bereits ausverkauft

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