Der Tyrann

„Caligula“ am Münchner Volkstheater – ein Theater-Ereignis

„Nichts“: Vergeblich suchen die vornehmen Patrizier nach dem Kaiser Caligula. Nach dem Verlust seiner Geliebten Drusilla hat er sich irgendwo vergraben.

Hinter einem Vorhang taucht er dann doch endlich auf. Nackt, mit Lehm beschmiert und in einen Kokon existentialistischer Gedanken eingesponnen tigert Max Wagner als „Caligula“ durch das Spiegel-Kabinett auf der Bühne. Untermalt von zarten Geigenklängen (Sophia Pfisterer) beklagt der Kaiser sein Schicksal und träumt davon, sich den Mond vom Himmel zu holen: „Diese Welt ist so, wie sie gemacht ist, nicht zu ertragen. Darum brauche ich den Mond oder das Glück oder die Unsterblichkeit, etwas, was unsinnig sein mag, was aber nicht von dieser Welt ist“, lässt ihn Albert Camus sagen.

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So elegisch bleibt der Abend nicht: Er explodiert zu Rockmusik und lauten Bässen. Der „wilde Proben-Furor“ ist in Lilja Rupprechts Inszenierung auch ein Jahr nach der Premiere am Münchner Volkstheater noch deutlich zu spüren.

Auch die Erleichterung des Senats,  dass der Kaiser zurück ist, schlägt in Entsetzen um. Aus dem idealistischen jungen Mann wurde ein verbitterter Zyniker. Mit sadistischem Grinsen demütigt er seine Patrizier (Alexander Duda, Moritz Kienemann, Justin Mühlenhardt, Leon Pfannenmüller, Johannes Schäfer) und auch Caesonia (Constanze Wächter) kommt nicht ungeschoren davon.

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Dieser Auftritt von Max Wagner ist ähnlich eindrucksvoll wie Mirco Kreibichs Hauptrolle in Jette Steckels „Caligula“-Inszenierung in der Box des Deutschen Theaters. An diesem Abend beweist er, dass er „viel mehr sein kann als der obligatorische Bühnenschönling, als den ihn Christian Stückl so gerne einsetzt“.

Die Gewaltspirale nimmt ihren Lauf, Caligula zieht sich ins Publikum zurück und beobachtet genüsslich, wie auf der Bühne ein Opfer nach dem anderen daran scheitert, ein spontanes Gedicht vorzutragen. Er hat die Macht, „seine Umgebung in schonungsloser Brutalität“ mit ihm gemeinsam leiden zu lassen. Nachdem er alle Weggefährten abgeknallt hat, richtet er sich schließlich selbst.

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Schlusspunkt eines Theater-Ereignisses, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

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Bilder: Arno Declair

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