Kollegenbeschimpfung

Molières „Der Geizige“ am Deutschen Theater: Slapstick mit zu vielen Längen

Bei diesem Comedy-Auftritt kann sich auch Andreas Döhler das Grinsen nicht verkneifen: Sein Kollege Sebastian Grünewald zieht in minutenlangen Tiraden über Döhlers sächsische Klangfärbung her.

Wie ein Rumpelstilzchen tobt Grünewald über die Bühne und äfft den Kollegen nach. Döhler sei kaum zu verstehen, sein ganzes Auftreten nur peinlich und für die Große Bühne völlig ungeeignet. Bei Ensemble-Mitglied Döhler reiche es nur für die Box. Und Grünewald als Gast müsse es dann wieder ausbaden und es herausreißen, damit der Abend nicht scheitert.

Diese Einlage ist tatsächlich handwerklich gut gemacht: das Timing stimmt, die Pointen sitzen, während sich Grünewald immer weiter in Rage redet.

Auch der langwierige Streit zwischen Ole Lagerpusch, Sebastian Grünewald und Harald Baumgartner über die Unterschiede zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer bietet Momente zum Schmunzeln. Dieser Sketch ist aber etwas zu lang geraten und hat eine ähnliche Humor-Flughöhe wie der „Palim Palim“-Klassiker aus Didi Hallervordens „Nonstop Nonsens“.

Während der restlichen drei Stunden wird auch noch ein bisschen Molière gespielt. „Der Geizige“ erschöpft sich jenseits der genannten Nummern in viel Slapstick und manchem Leerlauf.

Ole Lagerpusch fasst das Konzept des Abends kurz vor Schluss gut zusammen: Nein, wir machen das nicht für euch. Wir machen das nur für uns. Weil es uns Spaß macht.

Für große Teile des Publikums hält sich dieser Spaß in Grenzen.

Premiere war am 17. Mai 2015, weitere Termine in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin

Bild: Arno Declair

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