Leidensweg

Sebastian Hartmann wagt sich an Alfred Döblins Wälzer „Berlin Alexanderplatz“

Nach knapp viereinhalb Stunden verlässt das Publikum wie erschlagen kurz vor Mitternacht das Deutsche Theater.

Der Abend war für alle Beteiligten anstrengend, besonders für die Bühnenarbeiter, die fast in Mannschaftsstärke angetreten sind, um die Kulissen zu verschieben. Die Zuschauer sind einem Assoziationsgewitter ausgesetzt,  das vor allem um die biblischen Motive aus dem Roman kreist.

Regisseur Sebastian Hartmann bietet von allem zu viel: von seinen Spielereien mit Lichteffekten (von düsteren Szenen bis zum grellen Blenden des Publikums), von den Videoeinspielern, von seinem polarisierenden, da häufig etwas holzschnittartigen Humor und von den obligatorischen Nacktszenen seines Lieblingsschauspielers Benjamin Lillie, der sich dreimal auszieht, bevor er wie Christus am Kreuz hängt.

Dieses biblische Motiv wird sehr penetrant und zu platt wiederholt, auch zum „Hiob“-Strang aus dem Roman kehrt Hartmann immer wieder zurück. Der Abend wird nicht nur für Franz Biberkopf, der nach seiner Haftentlassung durch den Moloch irrt, zum Leidensweg, sondern auch für das Publikum zu einer harten Kost.

Zu selten gelingen beeindruckende Momente, wie die Szene unmittelbar vor der zweiten Pause, als Videoaufnahmen aus verschiedenen Blickwinkeln des Deutschen Theaters (vom Kronleuchter bis zum Foyer) auf die Bühne projiziert werden. Aber dann folgt noch eine weitere Stunde, in der Almut Zilcher in länglichen Passagen als Tod auftritt.

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Bildrechte: Arno Declair

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