Toni Erdmann

Regisseurin und Drehbuchautorin Maren Ade lässt in ihrer Tragikomödie „Toni Erdman“ zwei Welten aufeinander prallen.

Hier die kühl-kontrollierte Ines (Sandra Hüller), die bei einer Unternehmensberatung in Bukarest angeheuert hat. Bei ihr dreht sich alles nur darum, die nächste Stufe der Karriereleiter zu erklimmen und den Kunden aus der Ölbranche im bewährten McKinsey-Jargon die gewünschten Argumente für das geplante Outsourcing und den Kahlschlag der Belegschaft als Powerpoint-Präsentation zu liefern. Sie träumt davon, Osteuropa zu verlassen und in Shanghai an den noch größeren Rädern zu drehen.

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Dort ihr Vater (Peter Simonischek), der plötzlich aus der deutschen Provinz auftaucht, als sie besonders im Stress ist, da sie die klischeehaft-blonde russische Frau ihres Premium-Kunden mit Shopping-Tipps bei Laune halten muss. Schon in der ersten Szene wird klar, was für ein schräger Kauz dieser Vater ist. Er schiebt sich das falsche Gebiss rein und bringt den Paketboten (Niels Bormann) mit erfundenen Stories über Briefbomben ins Schwitzen. Er ist anscheinend Musiklehrer und lebt nach der Trennung von seiner Frau allein mit seinem kranken, alten Hund.

Der Film lebt von dem Zusammenstoß dieser beiden Welten. Was passiert, wenn der Vater seine Tochter auf Empfänge begleitet und sich dort – je nach Laune – als Botschafter Erdmann oder langjähriger Kumpel von Ion Tiriac ausgibt?

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„Toni Erdmann“ wird von seinen beiden herausragenden Hauptdarstellern getragen: der um Fassung ringenden Sandra Hüller und Peter Simonischek, der mit falschen Zähnen und grusliger Perücke großen Mut zur Hässlichkeit beweist.

Trotz der Überlänge von fast drei Stunden gibt es in diesem Feuerwerk skurriler Gags nur wenige Durchhänger. Gegen Ende überwiegen die nachdenklicheren, leisen Töne.

In Cannes 2016 wurde „Toni Erdmann“ als Kritiker- und Publikumsliebling gefeiert, ging aber bei der Vergabe der Goldenen und Silbernen Palmen leer aus.

Webseite und Trailer zum Film. „Toni Erdmann“ startete am 14. Juli 2016 in den Kinos

Bilder: ©Komplizen Film

7 thoughts on “Toni Erdmann

  1. Ron48 Reply

    Ich habe mich selten in einem Film gleichzeitig so gelangweilt und so geärgert! Eine Handlung, die den Namen nicht verdient, Dialoge gibt es praktisch nicht, wenn man nicht das ewige \“Thank you!\“ schon als mit Inhalt bepackte Aussage ansieht. Schade um die beiden Hauptakteure, die sind schon gut, besonders die Darstellerin der Ines. Ist im ersten Viertel des Filmes noch ein Sinn zu erkennen, indem die Businesswelt in ihrer Härte und Öde dargestellt wird, verliert der Film dann aber rasant an Qualität. Der gesamte Ausflug ins rumänische Hinterland, die Nacktparty, die Beerdigung und die letzte (endlich !! nach fast 3 Stunden) Szene sind sinn- und pointenlos. Warum können die Deutschen nur alle Jubeljahre einen guten Film drehen? So ein Schei….!

  2. Bettina maurer Reply

    Wir haben nicht einmal mehr die Beerdigung gesehen – fanden den Film schlicht so öd , dass ein Verbleiben im Kino als Zeitverschwendung erschien – es gab durchaus Zuschauer ( wenige) ,die an manchen Stellen herzhaft lachten , warum hat sich mir allerdings nicht erschlossen obwohl ich sehr gern lache !!

  3. Hartmut Andryczuk Reply

    Cosima-Kino, Berlin-Friedenau. Es ist 15 Uhr und wir sind die einzigen Besucher des Kinos. Der Filmvorführer erzählt über seine Berufserfahrungen in der DDR. Antifaschistische Filme wurden natürlich gezeigt, Fassbinder nicht. Bertoluccis „1900“ hingegen schon, Winnetou 1 – 3 nicht. Die DDR hatte ihren rumänischen Winnetou. Der Mann hat eine richtig laute Stimme und kommt jetzt richtig in Fahrt. Er hört gar nicht mehr auf zu reden, spricht über Filme, Filme, Filme, die er in der DDR vorführte. Zum Glück kommen noch zwei andere Besucher und so können wir sicher sein, dass „Toni Erdmann“ an diesem Nachmittag doch noch gezeigt wird. Zuvor hiess es, der Film würde erst ab 3 Besucher vorgeführt werden. Da „Toni Erdmann“ beinahe drei Stunden lang läuft, beginnt der Film gleich ohne Werbung. Inhalt ist folgender: Vater versucht seiner Tochter näher zu kommen, indem er gegen gesellschaftliche Konventionen verstösst oder das, wofür er sie hält. Die Tochter nähert sich dem Vater an, indem sie ihrerseits gegen gesellschaftliche Konventionen verstösst oder das, was sie dafür hält. Das das Verstossen gesellschaftlicher Konventionen bereits wieder zu einer gesellschaftlichen Konvention führt, thematisiert der Film nicht. Ansonsten hat der Film einige sehr schöne Atmosphären, ist aber oft sehr langatmig, albern, penetrant und konstruiert. Die Schauspielerin Sandra Hüller als Unternehmensberaterin ist grandios.

  4. Jolie Reply

    Da fällt mir ja ein Stein vom Herzen, nach der ganzen Lobhudelei durch die in- und ausländische Presse.
    Ich fand den Film so unterirdisch schlecht und langweilig und in sich nicht schlüssig und bis auf eine Stelle, die mir ein leises Schmunzeln beschert hat, auch nicht witzig oder auch nur originell.
    Was will mir der Regisseur sagen, außer, dass er gerne etwas von meinem Geld hätte?
    Ich she mir im Jahr so um die 60 Filme an, auf Filmfesten und auch im Programmkino ums Eck,
    Toni Erdmann war der einsame Negativrekord in diesem Jahr

  5. Brigitte Grosser Reply

    Grosse Enttäuschung, haben uns so viel versprochen von diesem Film.
    Ich finde alle obigen Kommentare zutreffend!
    Warum das überschwängliche Lob überall zu lesen ist, kann ich nicht nachvollziehen!

  6. Pingback: Die Taschendiebin – Das Kulturblog

  7. Pingback: The Salesman – Das Kulturblog

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