Rechte Reden

Die Gorki-Kolumnistin Mely Kiyak und Thomas Wodianka, der Experte für Wutbürger-Reden im Gorki-Ensemble, präsentierten im Studio Я einen besonderen Abend: 75 Minuten lang bombardierten sie das Publikum in dem vollbesetzten Raum mit einer geballten Ladung „Rechte Reden“.

Genauer gesagt: Mit O-Tönen aus der AfD. Passagen von Alexander Gauland fehlte zwar, ansonsten war alles vertreten, was Rang und Namen hatte: Frauke Petry, Beatrix von Storch, Björn Höcke. Aber auch Leute aus der zweiten Reihe wurden zitiert: z.B. die Landesvorsitzenden André Poggenburg, Petr Bystron oder Armin-Paul Hampel.

Während Kiyak die Reden eher zurückhaltend vortrug, schlüpfte Wodianka als Parodist in die Rollen der AfD-Politiker. Die Publizistin Liane Bednarz, die sich sehr intensiv mit den verschiedenen Strömungen (klassische Rechtspopulisten und nationale Rechte) befasste, zollte ihm im anschließenden Nachgespräch Respekt, wie präzise er die Gestik und Mimik von Bystron getroffen habe.

Die szenische Lesung war so aufgebaut, dass Kiyak und Wodianka zunächst Statements von Pressekonferenzen oder den großen Pegida-Kundgebungen in Dresden oder vor dem Erfurter Dom zitierten. Danach folgten Ausschnitte aus Kyffhäuser-Reden, wo die AfD-Vertreter unterhalb des Radars öffentlicher Aufmerksamkeit noch ungeschützter über ihre Ziele redeten.

Im anschließenden Nachgespräch herrschte zwischen Frau Bednarz und dem Dresdner Linguisten Joachim Scharloth erstaunliche Einigkeit, dass sie einen Dialog mit der AfD für fruchtlos halten. Vor allem bei den üblichen Talk-Runden von Will bis Illner, die im allgemeinen Palaver nur auf der Oberfläche surften, sei eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der AfD zum Scheitern verurteilt, weil ihre Vertreter dann auswichen und gechickt ablenkten. Bisher sei es nur einem britischen Journalisten der Deutschen Welle gelungen, Frauke Petry in einem Interview auszukontern und mit Widersprüchen zu konfrontieren.

Die Performance „Rechte Reden“ war am 13. Oktober 2016 Teil des „Uniting Backgrounds“-Festivals am Gorki.

Bild: Esra Rotthoff

 

 

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