Iphigenie auf Tauris

„Wir sind keine leeren Schatten“, schallt es frontal von der Bühne ins ermattete Publikum, als sich der Abend nach knapp zwei Stunden langsam seinem Ende entgegenschleppt.

Doch das ist genau das Problem des Abends. Der bulgarische Regisseur Ivan Panteleev hat seinen Goethe in eine Vitrine gestellt und die fünf bedauernswerten Schauspieler müssen ihn ins Publikum deklamieren. Hier gibt es keine Reibung, die Figuren sind einander nicht zugewandt, sondern sprechen Goethes jambisches Versepos gegen die vierte Wand.

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Fünf hervorragende Schauspieler hätte Ivan Panteleev für seine „Iphigenie zur Tauris“ zur Verfügung: in der Titelrolle Kathleen Morgeneyer; ihren Bruder Orest spielt Moritz Grove, der oft am DT den Clown gibt, in diesem statischen, durch Kunstpausen in die Länge gezogenen Trauerspiel seine Qualitäten aber nicht ausspielen kann und etwas weiße Farbe ins Gesicht geschmiert bekommt; sein Kumpel Pylades ist Camill Jammal; den König Thoas gibt TV-Star Oliver Stokowski, der nach „Väter und Söhne“ zum zweiten Mal am Deutschen Theater Berlin gastiert; last but not least Barbara Schnitzler, die nach längerer Zeit endlich wieder eine Rolle auf der Großen Bühne bekommt, über weite Strecken aber als Arkas stumm und leblos mit dem Rücken zum Publikum sitzen muss.

Panteleev verschenkt dieses Potenzial und versenkt den Abend im Theatermuseum.

Die Premiere von „Iphigenie auf Tauris“ war am 14. Oktober 2016. Weitere Informationen und Termine

Bilder: Arno Declair

 

 

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