O-Bi, O-Ba: The End of Civilization

In der Retrospektive der Berlinale läuft heute und morgen das polnische Endzeitdrama „O-Bi, O-Ba: The End of Civilization“„O-Bi, O-Ba: The End of Civilization“ von Piotr Szulkin aus dem Jahr 1985.

Jerzy Stuhr, ein vertrautes Gesicht aus den Filmen von Andrzej Wajda und Krzysztof Kieślowski, spielt Soft, einen der wenigen Überlebenden des Atomkriegs. Knapp 2.000 Menschen haben sich in einen „Dome“ gerettet: die Kamera zeigt Katakomben voller zerlumpter Gestalten. Die Neonröhren an den Decken spenden nur fahles Licht. Die gesamte Technik wirkt baufällig und morsch.

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Auf dem Bild: Kalina Jędrusik, Jerzy Stuhr. © Studio Filmowe ZEBRA / photo: Renata Pajchel

Die Aufgabe von Soft und einigen anderen ist es, den Atomkriegs-Überlebenden neue Hoffnung einzuimpfen und sie mit dem Versprechen ruhigzustellen, dass bald eine Arche kommen und sie retten wird. Doch wie im real existierenden Sozialismus der polnischen Gesellschaft der 80er Jahre wachsen die Zweifel in der Bevölkerung. Flugblätter kursieren und stellen die staatlich verordnete Doktrin, dass bald eine schönere Zukunft anbrechen wird, in Frage.

„O-Bi, O-Ba: The End of Civilization“ ist filmhistorisch interessant als Parabel auf den Niedergang des Warschauer Pakts und auf die Erosion der Machtbasis der kommunistischen Partei, die in Polen ab 1980 mit den Solidarnosc-Protesten besonders rapide voran ging und Freiraum für kritische Filme wie diese lieferte. Der Film funktioniert aber auch als düstere, tief pessimistische, überzeitliche Endzeitvision, die in einigen starken Szenen eindrucksvoll gefilmt ist, auf die Dauer von knapp 90 Minuten aber auch etwas redundant wirkt, weil die Handlung zu viele Durchhänger hat.

Plakatmotiv: Velvet Creative Office © Internationale Filmfestspiele Berlin

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