Tiger Girl

Die Regie-Handschrift von Jakob Lass ist unverkennbar: Laien spielen neben Profis. Kurze, aggressive Dialoge, häufig wacklige Bilder. Alles soll bewusst roh und unfertig wirken: inspiriert vom dänischen DOGMA-Stil rief er den FOGMA-Stil aus.

Mit „Love Steaks“, einer skurrilen, aber leider recht schleppenden Liebesgeschichte, die in einem Hotel in Ahrenshoop an der Ostsee gedreht wurde, machte er 2013 auf sich aufmerksam. Der Film wurde damals unter anderem auch zum „Around the World in 14 films“-Festival eingeladen.

Noch deutlich wilder und rotziger geht es in seinem neuen Film „Tiger Girl“ zu. Franz Rogowski, der damals als schüchterner Masseur im Zentrum des Films stand, hat diesmal nur eine Nebenrolle. „Tiger Girl“ wird vor allem Maria Dragus in der Rolle als „Vanilla“ getragen. Die rumänisch-stämmige Schauspielerin ist eine der aufstrebenden Jungstars der deutschen Filmszene und spielte vor kurzem auch die Hauptrolle in der ARD-Produktion „Tod der Kadettin“.

In „Tiger Girl“ macht sie eine Wandlung vom scheuen Mädchen zur Adrenalin-Bombe durch, vor der nichts und niemand sicher ist. Die junge Frau, die gerne Polizistin werden möchte, aber viel zu zart für diesen harten Beruf wirkt, gerät in den ersten Szenen des Films mehrfach in bedrohliche Situationen: sie wird bedrängt und begrapscht. Jedes Mal kommt das titelgebende „Tiger Girl“ (Ella Rumpf) um die Ecke und schlägt die Angreifer zusammen.

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Die beiden freunden sich an und ziehen gemeinsam los – bis „Tiger“ die Kontrolle verliert und die früher so brave „Vanilla“ völlig austickt und wahllos Leute zusammenschlägt. Der weibliche Zauberlehrling ist außer Kontrolle geraten.

Diese Entwicklung ist zu holzschnittartig und nicht schlüssig genug erzählt. Der Film hat aber auch seine starken Momente: Der rauhe Ton des Ausbilders im Security-Lehrgang, an dem „Vanilla“ teil nimmt, ist sehr realitätsnah getroffen. Auch der Machtrausch, in den sich die beiden kriminellen Aggro-Frauen hineinsteigern, ist im Mittelteil sehr gut dargestellt, als sie ihre Uniformen nutzen und sich am Eigentum und den Körpern ihrer Opfer vergreifen.

„Tiger Girl“ hatte seine Premiere als „Panorama Special“ bei der Berlinale im Zoo-Palast am 10. Februar 2017 und startete am 6. April 2017 in den Kinos

Bilder: © 2017 Constantin Film Verleih GmbH / Fogma

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