Hymne an die Liebe

Ausgerechnet „Hymne an die Liebe“ nennt Marta Górnicka die assoziative chorische Collage, die sie dem Berliner Publikum von ihrem bunt gemischten Wutbürgerchor entgegenbrüllen lässt. Die Anspielungen dieser Koproduktion des Teatr Polski W Poznianu mit dem Gorki-Theater werden sich wohl nur Kennern der polnischen Sprache, Kultur und Geschichte völlig erschließen. Aber auch auf Zuschauer, die jenseits der Oder aufgewachsen sind, dürfte die geifernde Wucht dieser stampfenden Fanatiker, die vorgeben, das europäische Abendland gegen alles Fremde zu verteidigen, ihre Wirkung nicht verfehlen.

Górnicka, die das Libretto für ihren Chor schrieb und die Performance live aus dem Publikum dirigiert, bezeichnet ihre „Hymne an die Liebe“ auf dem Programmzettel, der ähnlich sprunghaft-assoziativ wie der gesamte, 50 Minuten kurze Abend gehalten ist, als monströses „Völkisches Liederbuch“ aus unterschiedlichen Versionen der Nationalhymne, von Märschen, patriotischen, völkischen und nationalistischen Liedern. Als Einsprengsel werden auch O-Töne des norwegischen rechtsextremistischen Terroristen Anders Breivik verwendet.

Diese „Hymne an die Liebe“ ist nicht sonderlich subtil, aber das Dauer-Staccato der Performerinnen und Performer ist stilistisch bemerkenswert und brennt sich nachdrücklich in die Gehörgänge ein. Als Schlusspointe trat noch ein Chor der beleidigten Kuscheltiere auf, die sich zu Unrecht in die rechte Ecke gedrängt fühlten und im Publikum vor allem Gesine Schwan zum Glucksen brachten.

Bild: ©Magda Hueckel/HUECKEL-STUDIO

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