Janet (Kristin Scott Thomas) wähnt sich am Ziel. Sie hat lange dafür gerackert, Gesundheitsministerin zu werden. Der chronisch überlastete National Health Service ist ihr ein Dorn im Auge und soll reformiert werden.
Vor dem Amtsantritt will sie mit ihren scharfzüngigen Freundinnen feiern: April (Patricia Clarkson) hat ihren esoterischen Lebensgefährten Gottfried (Bruno Ganz) mitgebracht, der ihr sichtlich auf die Nerven geht. Die Professorin Martha (Cherry Jones) präsentiert stolz ihre wesentlich jüngere, mit Drillingen schwangere Partnerin Jinny (Emily Mortimer). Hektisch kommt auch der Banker Tom (Cilian Murphy), seine Frau Marianne werde sich vertrösten. Als lästiges Anhängsel im Stil eines Denis Thatcher oder eines Prinz Philip sitzt auch der trottelig-alkoholisierte Gatte Bill (Timothy Spall) der Powerfrau Janet im Weg herum.
Die Party der linksliberalen Oberschicht läuft – wie von Beginn an zu erwarten – gehörig aus dem Ruder. Fenster gehen zu Bruch, überraschende Geständnisse bringen die Balance aus dem Gleichgewicht. Gottfried versucht die Risse mit Kalendersprüchen zu kitten, April verdreht die Augen und feuert bissige Kommentare ab.
Das in strengem Schwarz-Weiß gefilmte, nur 71 Minuten kurze tragikomische Kammerspiel von Sally Potter brachte im Winter eine eindrucksvolle Schauspielerriege auf den Roten Teppich der Berlinale, ging bei der Vergabe der Bären aber leer aus. Im regnerischen Kinosommer bietet „The Party“ zwar gute Unterhaltung. Die Figuren sind jedoch so überzeichnet und die Konflikte so erwartbar wie an einem Reißbrett entworfen, dass dieser starbesetzte Film deutlich hinter den hohen Erwartungen zurück bleibt.
Vorschaubild und Porträt Kristin Scott Thomas: © Adventure Pictures Ltd
Bild Patricia Clarkson: © Nicola Dove Adventure Pictures Ltd