Jugend ohne Gott

Ödon von Horváths Roman über eine Jugend, die im militaristischen Drill des Faschismus der 1930er Jahre die Werte des Humanismuis verliert, verlegte der Schweizer Regisseur Alain Gsponer in seiner sehr freien Adaption in die nahe Zukunft.

In einer Mischung aus Assessment Center und Survival Camp filtert die Psychologin Loreen (Anna Maria Mühe mit sanfter Stimme und stahlblauen Augen) die Bewerber einer privaten Elite-Uni heraus. Die Aspiranten sollen – zumindest für den äußeren Schein –  ihre Teamfähigkeit unter Beweis stellen. Die Leichen, über die sie in dieser darwinistischen Auslese gehen, müssen möglichst geschickt unter den Teppich gekehrt werden.

Seine Botschaft vermittelt dieser gut gemeinte Film überdeutlich, mahnend erhebt er seine Zeigefinger gegen den Leistungsdruck in der Turbogesellschaft und die Mitmenschlichkeit, die auf der Strecke bleibt.

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Die Geschichte wird im Stil Akira Kurosawas nacheinander aus vier verschiedenen Perspektiven erzählt, bis die Puzzle-Teile des Thrillers ein Gesamtbild ergeben. Die Schwäche des Films sind jedoch, dass die Handlung von einem penetranten, emotionalen Klangbrei überdeckt wird und dass die Figuren sehr klischeehaft gezeichnet sind.

Der prominente Cast ist somit ziemlich unterfordert. Neben der bereits erwähnten Anna Maria Mühe spielen in den tragenden Rollen Fahri Yardim (als von Gewissensbissen geplagter Lehrer) und zwei Jungstars des deutschen Kinos. Als die beiden Antipoden hat Gsponer den Sympathieträger Jannis Niewöhner (als Rebell Zach) und Jannik Schümann (als smarten Zyniker Titus mit diabolisch-herablassendem Grinsen) besetzt. Sehr blass bleiben die weiblichen Nebenrollen: Alicia von Rittberg schafft es nicht, ihrer Nadesh klare Konturen zu verleihen. Emilia Schüle geistert als „Illegale“ aus dem Unterschichten-Sektor mit zerzauster Frisur im Nachthemd durch die Wälder. Ihr unfreiwillig komischer Auftritt ist auf wenige Dialoge reduziert.

Bilder: © 2017 Constantin Film Verleih GmbH/die film gmbh/Marc Reimann

 

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