Die Nile Hilton Affäre

Ein Popsternchen hat eine Affäre mit einem schwerreichen Bauunternehmer, der beste Beziehungen zur Präsidentenfamilie hat, und wird eines Morgens ermordet im Hotelzimmer aufgefunden. Was sich nach übler Kolportage anhört, ist 2008 tatsächlich in Dubai geschehen und erschütterte Ägypten, da das prominente Liebespaar von dort kam.

Tarik Saleh, ein schwedischer Regisseur mit ägyptischen Wurzeln, wurde auf diese Story aufmerksam und begann mit den ersten Vorarbeiten für einen düsteren Thriller, der zugleich ein Porträt der gesellschaftlichen Zustände in Mubaraks autoritär regiertem Staat werden sollte.

Als es auf dem Tahrir-Platz zu brodeln begann und der sogenannte „Arabische Frühling“ eine kurze Hoffnung auf einen demokratischen Neubeginn aufschimmern ließ, verlegte er die Krimi-Handlung in den Januar 2011. Der Polizist Nouredin (gespielt vom schwedisch-libanesischen Schauspieler Fares Fares, der durch die Jussi Adler-Olsen-Verfilmungen bekannt wurde) muss sich durch ein Gestrüpp aus Halbwahrheiten schlagen. Seine Vorgesetzten wollen den Fall der toten Sängerin schnell als Suizid zu den Akten legen, er ermittelt auf eigene Faust weiter.

„Die Nile Hilton Affäre“ hat sehr damit zu kämpfen, dass sie lange in den ausgelatschten Pfaden uralter Krimi-Motive stecken bleibt und erst im Lauf der 105 Minuten vielschichtiger und interessanter wird.

Immerhin werden Probleme Ägyptens werden sehr deutlich thematisiert: Korruption, Abhängigkeit von feudalistischen, patriarchalen Strukturen, Gewalt von Polizei und Staatssicherheit bis zur Folter. Das Filmteam musste deshalb auch im Lauf der Dreharbeiten ins marokkanische Casablanca ausweichen, Nach dem politischen Roll-back mit General al-Sisi an der Spitze waren den Sicherheitsbehörden Ägyptens die aufgeworfenen Fragen offensichtlich immer noch zu heikel.

Für einen „Film noir“ ist „Die Nile Hilton Affäre“ nicht elegant genug und stellenweise zu platt. Als cineastisches Schlaglicht auf die Situation in Ägypten ist der Film aber nicht uninteressant, die Jury in Sundance fand ihn im Januar 2017 im „World Cinema“-Wettbewerb preiswürdig, wo er sich u.a. gegen „Berlin Syndrome“ mit Max Riemelt und „The Wound“ durchsetzte, die beide auch auf der Berlinale liefen.

Sehr fragwürdig an diesem Film ist das dreiste Product Placement, mit dem einschlägig bekannte Zigaretten-Markennamen in Großaufnahme präsentiert werden. Nicht nur der Hauptdarsteller qualmt sich durch fast jede Szene, auch viele andere Figuren rauchen vor sich hin.

Bild: © Port au Prince Pictures 2017

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert