Die Zofen

Traurige Clowns in Frauenkleidern erleben wir in Ivan Panteleevs „Die Zofen“-Inszenierung am Deutschen Theater Berlin. Ganz im Sinne des Dramatikers, der diesen Text 1946/47 während seiner Haft schrieb, werden alle drei Rollen von Männern in Rock und Strumpfhosen gespielt.

Die Bühne gehört vor allem dem eingespielten Duo Wolfram Koch/Samuel Finzi, die als Schwestern Solange und Clair heimlich in die Kleider der „Gnädigen Frau“ (Bernd Stempel) schlüpfen und einen Mordanschlag mit vergiftetem Lindenblütentee planen, nachdem sie ihren Mann schon mit einer Intrige ins Gefängnis gebracht haben.

Wie schon bei den vorherigen Inszenierungen von Ivan Panteelev an diesem Haus („Warten auf Godot“, „Iphigenie auf Tauris“) bleibt auch diesmal der schale Eindruck, dass der Abend zwar klassisch-elegant dargeboten ist, aber allzu museal wirkt. Ich versuchte, mich an die letzte große „Zofen“-Inszenierung in Berlin zu erinnern: in der Spielzeit 2008/09 bot Luc Bondy als Chef der Wiener Festwochen eine Co-Produktion mit der Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz. Caroline Peters und Sophie Rois mit ihren unnachahmlichen hysterischen Anfällen scheiterten daran, Edith Clever den Lindenblütentee zu verabreichen. Vielleicht ist im Rückblick manches verklärt, aber ich habe diesen Abend in Bert Neumanns Bühnenbild als temporeiches Psycho-Kammerspiel in Erinnerung.

Die Zofen

Ein Blick in die Nachtkritik-Rundschau zur Wiener Premiere zeigt, dass Luc Bondys „Zofen“ auch einiges vorgeworfen wurde, was für Panteleevs DT-Neuinszenierung erst recht gilt: der nur 100 Minuten kurze Abend variiert sein Tempo kaum, den Figuren fehlt das Abgründige und Doppelbödige. Das Hinterhältige dieser „Biester“, wie Eva Maria Klinger in ihrer Wiener Nachtkritik 2008 schrieb, ist einem braven Wohlfühltheater gewichen. Das Diabolische, das Sandrine Bonnaire und Isabelle Huppert in Chabrols gleichnamiger schwarzer Komödie „Biester“ ausstrahlen, lassen Koch/Finzi leider vermissen. Gerade diese Note ist aber für eine Genet-Inszenierung unabdingbar.

Die überdimensionale Spiegelwand von Johannes Schütz dreht sich gleichförmig, auch der Spielmodus der drei männlichen Akteure in Frauenkleidern kennt kaum Varianten.

Bilder: Arno Declair

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