The Show must go on

Das Konzept von Jérôme Bels „The Show must go on“ ist schnell zusammengefasst: Ein Hit jagt den nächsten. Beatles, David Bowie, The Police, Céline Dion, Tina Turner, Edith Piaf – hier ist für fast jeden Geschmack etwas dabei. Im Publikum wird zunächst zaghaft mitgesummt, später eifrig mitgewippt und mitgesungen. Das eine oder andere Feuerzeug wird gezückt.

Die Bühne bleibt zunächst ganz schwarz. Nach und nach betreten die 25 Performer die Tanzfläche: eine sehr bunt zusammengewürfelte Truppe um die beiden Aushängeschilder Frank Willens (bereits fest im Ensemble der Volksbühne engagiert) und Anne Tismer, die hier nach den Beckett-Monologen ihren zweiten Volksbühnen-Auftritt hat und auch bereits für Serras „Liberté“ im Februar angekündigt ist. Sie werden flankiert von mehr oder minder professionellen Tänzerinnen und Tänzern. Der Programmzettel führt akribisch den Hintergrund jedes einzelnen auf: Manche tanzen in Compagnien, die schon im Spätsommer bei „Fous de danse“ auf dem Tempelhofer Feld dabei waren, manche kamen über Freunde zu dieser Produktion, wieder andere arbeiten an Dercons Volksbühne als Regieassistentin, Theaterarzt oder an der Kasse.

Jeder Hit wird vom DJ bis zum Ende ausgespielt. Damit hebt sich der „The show must go on“-Abend positiv von vielen Privatradios ab, die auch gerne „Das Beste aus den 70ern, 80ern und 90ern“ abnudeln, aber im Zweifel den nächsten Werbeblock vorziehen.

Nur bei „Sound of Silence“ erlaubt sich der DJ den ironischen, aber allzu naheliegenden Gag, die Lautstärke phasenweise fast ganz runterzuregeln. Dieser Ironie-Modus durchzieht auch die restliche Performance. Wenn die Bühne nicht zwischendurch wieder ganz schwarz und leer ist, bewegt sich das Ensemble zu mehr oder minder eleganten Choreographien zu den Hits: mal stocksteif, dann wieder wild ausgelassen.

Nach nicht mal 90 Minuten ist der Spaß vorbei. Einen tieferen Sinn wird man bei dieser Berliner Neuinszenierung eines 17 Jahre alten Stücks, das schon weite Reisen um den Globus auf dem Buckel hat, vergeblich suchen. Regisseur Bel warnte im Programmheft: „Aber es gibt nichts zu verstehen…“

Das Stück ist als „crowd pleaser“ und „bonbon“ angelegt, brachte es die New York Times nach einer MoMa-Aufführung 2012 (gekürzte Fassung mit anderen Performern) auf den Punkt. Nach so vielen düsteren Stoffen und zum Teil quälenden Abenden im ersten Drittel dieser Berliner Spielzeit ist „The Show must go on“ immerhin eine unterhaltsame, vorweihnachtliche Hit-Revue, die gute Laune verbreitet.

Bild: David Baltzer

 

 

 

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