Protagonist

Eine Stimme raunt leicht esoterisch-angehaucht auf Englisch vom Band. „Manchmal weißt du, dass sich was ändern muss. Und du spürst es. In der Luft. In deinem Bauch,“ ist auf dem Programmzettel nachzulesen.

Während der ersten halben Stunde der „Protagonist“-Choreographie versuchen die Tänzerinnen und Tänzer des schwedischen „Cullbergbaletten“, Halt zu finden. Sie verknäueln sich immer wieder zu kleinen Gruppen, die sofort auseinanderfallen. Die Individuen sind auf sich zurückgeworfen.

Wie schon bei früheren Arbeiten von Jefta van Dinther steuerte die finnische Lichtdesignerin Minna Tiikkainen eindrucksvolle Lichteffekte bei. Im Lauf des Abends drängen die Popsongs des Schweden Elias ins Zentrum. Die Zuckungen und Verzweiflungsgesten des Ensembles erleben ihren Höhepunkt, als er „We are falling“ singt und zu „Let´s make a revolution!“ aufruft. Die Tänzer erstarren wie zu Salzsäulen, die Bühne versinkt kurz im Schwarz, bevor der zweite Teil des Abends beginnt.

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In einer Rückabwicklung der Evolution streifen die Tänzer ihre Kleider ab, imitieren Steinzeit-Menschen und Menschenaffen und verschwinden auf den Klettergerüsten im Hintergrund.

Das Problem dieser Choreographie, die 2016 in Amsterdam Premiere hatte und an diesem Wochenende am HAU in Berlin gastierte, ist, dass sie zu stark in zwei kaum verbundende Teile zerfällt. „Protagonist“ bietet einige starke Eindrücke, hat sich aber in einen sehr rätselhaften Kokon eingesponnen. Im Programmheft wird manches angedeutet (autobiographische Motive, eine Auseinandersetzung mit der Berliner Club-Szene), von dem an diesem eine Stunde kurzen Abend wenig zu entschlüsseln und zu spüren ist.

Bilder: Urban Jörén

 

 

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