The hairs of your head are numbered

Mit dem spannenden Thema der Selbstvermessung und Selbstoptimierung wollten sich Chris Kondek und Christiane Kühl, die seit 2017 unter dem Label „doublelucky productions“ firmieren, zum Auftakt des „Spy on me“-Schwerpunkts im Hebbel am Ufer befassen.

Es wäre sehr lohnend, dieses weite Feld rundum „Life Tracking“ und „Biohacking“ zu beackern. Was sind die Folgen, wenn sich Menschen Hightech an die Gelenke schnallen, die den jeweils neuesten Stand der Körperfunktionen an die Krankenkassen funken, die mit Boni und Beitragsrabatten winken? Oder wenn sie sich gar Chips unter die Haut einpflanzen lassen? Welche Konsequenzen hat es für unsere Gesellschaft, wenn solche Trends zum Standard werden? Kann sich der Einzelne dem subtilen Zwang zur ständigen Nachjustierung und Selbstoptimierung entziehen?

Leider kratzt die Performance „The hairs of your head are numbered“ nur an der Oberfläche. Sie kommt nur schleppend in Gang und bleibt auch, nachdem sich einige Freiwillige gefunden haben, die sich ein Pulsmessgerät anlegen lassen, im Leerlauf.

Zwischen einigen Exkursen über Selbstoptimierungs-Avantgardisten aus Renaissance und früher Neuzeit, wie z.B. über den Erfinder der Körperwaage, ist das Publikum vor allem damit beschäftigt, wie bestellt und nicht abgeholt auf den provisorischen Sitzgelegenheiten herumzusitzen oder in zugewiesenen Kleingruppen herumzustehen.

Bevor die Zuschauerin mit den vorbildlichsten Messwerten zum Finale auf einer Sänfte über die Bühne getragen wird, referiert Christiane Kühl über die Aufzeichnung ihres Schlafrhythmus. Mit einem ironischen Dank an die Techniker Krankenkasse und den Arbeitgeberverband endet der Abend recht unvermittelt nach circa 100 Minuten, ohne zu den spannenden Fragen vorgedrungen zu sein.

Bild: Rolf Arnold

 

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