Eva

Wenn Isabelle Huppert und Gaspard Ulliel die Hauptrollen in einem Beziehungsthriller spielen, sollte eigentlich nichts schiefgehen. Auch der Stoff klang vielversprechend: Der schnöselige Callboy Bertrand kam zu unverdientem Ruhm, da er das Manuskript eines sterbenden Kunden als sein eigenes ausgab. Als sein Agent ihm Druck macht, bald den nächsten Kassenhit zu liefern, gerät der Junge an die Edelprostituierte Eva, die ihm in allen Belangen überlegen ist und sich von ihm nicht überlisten lässt.

Das Drehbuch basiert recht frei auf dem Roman „Eva“ von James Hadley Chase, den Joseph Losey bereits 1962 mit Jeanne Moreau verfilmt hat. Was für einen raffinierten Thriller hätte Claude Chabrol mit diesen beiden Schauspielern und dieser Figurenkonstellation auf die Leinwand gezaubert? Auch bei Xavier Dolan, in dessen jüngstem Werk „Einfach das Ende der Welt“ Ulliel brillierte, könnte dieser Plot wunderbar funktionieren.

Benoit Jaquot bekommt den Stoff jedoch nicht in den Griff. Seine „Eva“ ist ähnlich betulich wie sein Historien-Melodram „Les adieux à la reine“, mit dem er 2012 die Berlinale eröffnen dürfte. Isabelle Huppert und Gaspard Ulliel sind in diesem Film unterfordert: die eine darf etwas mit der Domina-Peitsche wedeln, der andere treuherzig aus seinen blauen Augen schauen. Statt eines Thrillers mit Raffinesse und Spannungsbogen bekommt das Publikum nur ein gemächlich dahin plätscherndes Konversationsstück.

Bild: © 2017 MACASSAR PRODUCTIONS – EUROPACORP – ARTE France CINEMA – NJJ ENTERTAINMENT – SCOPE PICTURES / Guy Ferrandis 

 

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