spinne

Caroline Peters zieht es zurück ans Wiener Burgtheater. Der zweite prominente Abgang der Schaubühne nach einer von zwei Theatertreffen-Einladungen gekrönten Spielzeit, denn Joachim Meyerhoff wechselt ans Schauspielhaus Hamburg und wird in Karin Beiers „Puntila“-Saisoneröffnungs-Inszenierung zu sehen sein.

Zum Abschied tritt Peters im Globe der Schaubühne in einem Monolog auf, den Maja Zade, leitende Dramaturgin am Haus und Regie-Debütantin, für sie geschrieben hat. „spinne“ spielt zwischen zwei Welten: der Küchenzeile der Weddinger Wohnung der sich als Freelancerin durchschlagenden Lektorin/Übersetzerin Julia und einem Edel-Italiener, in dem sie ihren Schulfreund Kris wiedertrifft, der ein reicher Anwalt ist, schnöselig auftritt und AfD-Positionen vertritt. Das Quartett der Rollen, zwischen denen Peters switcht, wird komplettiert von der Botox-aufgespritzten Anwaltsgattin Christiane und dem noch schöseligeren, pubertierenden „Filius“ Konstantin.

Die erste Hälfte des Abends ist eine amüsante Klassismus-Studie: Peters glänzt im Zickenkrieg, den sich Julia und Christiane liefern. Verbale Tiefschläge werden freundlich gesetzt. Doch je länger das Stück geht, desto hilfloser versucht Autorin/Regisseurin Zade, sich an der AfD abzuarbeiten. Die Anwaltsfamilie erstarrt zu klischeehaften Abziehbildern, die einige Textbausteine absondern. Ihr anfangs so wortgewandter Gegenpart Julia als Vertreterin einer linksliberalen Innenstadt-S-Bahn-Ring-Bevölkerungsmehrheit, reagiert ähnlich schablonenhaft, bis sie schließlich unter dem Tisch zusammenbricht.

Durch die Videoeinspieler von Sébastien Dupouey krabbeln diverse Spinnen und Kakerlaken. Ein Bezug zum Text stellt sich nicht so recht her. Aber bekanntlich haben vietnamesische Hipster-Lokale im Prenzlauer Berg durchaus mal mit Ungeziefer-Plagen zu kämpfen.

Der 90minütige Abend fällt sehr auseinander: Caroline Peters zieht zum Abschied alle Register, sie wird nicht nur in weiteren Vorstellungen in den kommenden Tagen zu sehen sein, sondern ab September auch mit dieser Inszenierung am Lehniner Platz gastieren. Text und Regie wirken jedoch zu holzschnittartig und bieder.

Bild: Gianmarco Bresadola

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