Die Welt steht am Abgrund. Die Entscheidungsträger im Situation Room drehen sich hilflos im Kreis. Das ist die Quintessenz des neuen Polit-Dramas „A House of Dynamite“ der Altmeisterin Kathryn Bigelow, die sich wieder einmal der Mechanismen im politischen und militärischen Komplex der USA annimmt.
Captain Olivia Walker (Rebecca Ferguson) spielt noch kurz zuhause mit ihrem Sohn, bevor sie die Sicherheitsschleuse passiert und zum Dienst im Situation Room des White House erscheint. Sie ist eine Frau, die ihre Routine-Verfahren hervorragend im Griff hat. Doch an diesem Tag zerstört eine Rakete, die von unbekanntem Absender über dem Pazifik gestartet wurde und auf Chicago zurast, alle Gewissheiten.

Aus drei verschiedenen Perspektiven erleben wir die knapp 20 Minuten, in denen die Hoffnung schwindet, dass es nur ein Test oder Versehen sein könnte und die Frage unausweichlich ist: Soll der Präsident (gespielt von Idris Elba) den Gegenschlag befehlen? Falls ja, gegen wen? Wer steckt hinter dem Angriff: Russland? Iran? China? Pakistan? Alle zusammen? Oder war es die Tat eines einzelnen Amokläufers?
Natürlich beherrscht Bigelow, die erste Frau, die einen Oscar gewann, ihr Handwerk und fokussiert darauf, wie die hektisch aufgescheuchten Anzugträger mit den bisher nur theoretisch durchgespielten Notfall-Protokollen ringen. Eine Schwäche des Films ist, dass die Figuren zu klischeehaft gezeichnet sind und zu viele pathetische Sprechblasen des Hollywood-Kinos wiederkäuen.
Auch die Idee, dasselbe Geschehen drei Mal als Loop aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen, ist nicht ganz glücklich. Es unterstreicht zwar die zentrale These, wie hilflos die Menschen angesichts des nahenden Untergangs herumwuseln, aber der Spannung dieses 114 Minuten-Films ist es doch sehr abträglich, dass sich die Figuren im Kreis drehen.
„A House of Dynamite“ wurde im September 2025 im Wettbewerb von Venedig uraufgeführt, wo es leer ausging. Am 9. Oktober 2025 startete es in ausgewählten Kinos und am 24. Oktober 2025 auf der Plattform Netflix. Ein passender Ort für diesen Film, der kein ganz großes Kino-Drama ist, sondern Streaming-Ware für die Couch.
Bilder: Eros Hoagland/Netflix © 2025.