Prange – Man ist ja Nachbar

Bei seinem Ausflug in den politischen Dokumentarfilm fremdelte Lars Jessen sichtlich. Wenig Erkenntnisgewinn bot sein Porträt des gescheiterten Wahlkampfs von Robert Habeck. Umso schöner. dass parallel in diesem Winter auch ein Film erschien, in dem Jessen seinen Können auf dem Terrain zeigte, auf dem er sich heimisch fühlt: der Tragikomödie mit verschrobenen Figuren.

Seine Verfilmung von Andreas Altenburgs Roman „Prange – Man ist ja Nachbar“ lebt vor allem vom Hauptdarsteller*innen-Duo Bjarne Mädel und Katharina Marie Schubert, die herrlich unbeholfen die scheue Annäherung von zwei einsamen Seelen spielen.

Mädel verkörpert die Titelfigur Ralf Prange, der als Privatier nichts zu tun hat, außer hinter dem Türspion seiner Erdgeschosswohnung eines Mietshauses in Hamburg-Barmbek zu überwachen, wer aus der Hausgemeinschaft gegen Regeln verstößt. Regelmäßig laden die Paketboten die zahlreichen Lieferungen der Nachbarn bei  Prange ab.

In dieser grauen Eintönigkeit taucht Dörte (Schubert) auf, eine neue Paketbotin, die Pech mit den Männern hatte und ähnlich wortkarg und einsam ist wie Prange. Mit präzisem Timing und leisen Gags spielen die beiden das tragikomische Abtasten der beiden, das neben ihrer Tollpatschigkeit durch die eifersüchtigen Intrigen des Nachbarn Horst Rohde (Olli Dittrich) erschwert wird.

„Prange – Man ist ja Nachbar“ wurde am 29. September 2025 beim Filmfest Hamburg gedreht, also in der Stadt, in der die Tragikomödie spielt. Lesenswert dazu die Rezension von Georg Diez auf ZEIT Online, die nicht nur den Film, sondern auch „Hamburg als Geisteszustand“. In der ARD lief der Film am 10. Dezember 2025, seitdem ist er auch in der Mediathek abrufbar.

Bild: © Manju Sawhney/​NDR

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