Die neue Groteske von Yorgos Lanthimos lässt sich als hochklassig besetzte Alien-Entführungs-Unterhaltung konsumieren: Emma Stone und Jesse Plemons, zentrale Säulen des Lanthimos-Kosmos, liefern sich ein ebenso spannendes wie aberwitziges Duell. Stone spielt die CEO Michelle Fuller, toughes Boss Girl einer Pharma-Firma, die von zwei Cousins entführt und gefoltert wird. Kopf der beiden Cousins ist Teddy (Jesse Plemons), der mit der Eintönigkeit seines Paket-Scan-Jobs hadert und fest davon überzeugt ist, dass Aliens die Menschheit unterjochen. Seine Chefin ist eine von ihnen, wie er anhand seiner wissenschaftlichen Studien klar abgeleitet hat: als Geisel soll sie mit ihrem Mutterschiff  Kontakt aufnehmen und ihren Imperator dazu bringen, mit Teddy über einen Abzug der Aliens von der Erde zu verhandeln. 

Natürlich ist „Bogonia“ aber wesentlich mehr als skurril-lustiges Fantasy-Kino. Es ist einer der wichtigsten Filme des Kino-Jahres und eine spannende Analyse der geschlossenen Denksysteme, in die sich viele Mitmenschen mittlerweile eingebunkert haben. Wie kann es gelingen, diese scheinbar logischen, um sich selbstg kreisenden Gedanken-Ketten aufzubrechen? Das ist die Herausforderung, der sich die Firmenchefin, geschult mit allen Mitteln der Rhetorik, der einschlägigen Psychotricks und des Marketings, stellen muss.

„Bugonia“ passt somit perfekt in eine Zeit, in der viele den Verschwörungstheorien auf Facebook und Co. auf den Leim gehen. Die Vorlage ist schon mehr als zwei Jahrzehnte halt: Lanthimos drehte ein Remake des südkoreanischen, kaum bekannten Genre-Films „Save the green planet!“ (2003), der Titel geht noch viel weiter auf die griechische Mythologie zurück.

Zu viel sollte man über „Bugonia“ nicht verraten. Lanthimos, der 2009 mit „Dogtooth“ bekannt wurde, entwickelt seinen Stil konsequent weiter und nimmt mit seiner bissigen Versuchsanordnung reale Missstände aufs Korn. Manche Kritikerinnen und Kritiker fühlen sich durch seinen pessimistischen, tiefschwarzen, vielleicht sogar zynischen Blick auf die Welt getriggert. Aber sehr viel von dieser Welt steckt auch im neuen Lanthimos-Film, in dem sich der griechische Regisseur mit seiner Hollywood-Wahlfamilie auf dem Höhepunkt seiner Meisterschaft zeigt.

„Bugonia“ hatte am Eröffnungs-Wochenende des Filmfests von Venedig am 28. August 2025 Premiere, ging bei der Verleihung der Löwen leer aus und lief seitdem auf vielen kleineren Festival wie z.B. Hamburg, London, Sitges, Wien und Zürich. Am gestrigen 30. Oktober 2025 startete „Bugonia“ in den deutschen Kinos. 

Bilder: Atsushi Nishijima/Focus Features © 2025 All Rights Reserved.

   

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