Everybody′s looking for something
Some of them want to use you
Some of them want to get used by you
Some of them want to abuse you
Some of them want to be abused
Der Synthie-Pop-Hit „Sweet Dreams“ von Eurythmics läuft als Intro von „Kinds of Kindness“ und gibt das Leitmotiv der kommenden 2 3/4 Stunden vor. Die sadomasochistischen, toxischen Beziehungsdynamiken, die Annie Lennox 1983 besang, breiten Yorgos Lanthimos und sein bewährter griechischer Drehbuch-Co-Autor Efthymis Filippou in drei unterkühlten Versuchsanordnungen aus.
Die drei Episoden verbindet nur, dass dieselben Schauspieler in wechselnden Rollen um die Themen Kontrolle, Abhängigkeit und Ausbeutung kreisen. Jesse Plemons, der für diese Leistung mit der Silbernen Palme in Cannes ausgezeichnet wurde, spielt zunächst einen Mitarbeiter, der sich alle Details seines Privatlebens minutiös von seinem Chef (Willem Dafoe) vorgeben lässt. Im Mittelteil spielt er einen Polizisten, der sich immer tiefer in die Paranoia hineinsteigert, dass seine Frau (Emm Stone) nach einem Tauchtrip nicht zurückkehrte, sondern er einem Alien gegenübersitzt. Er manipuliert sie bis zur Selbstverstümmelung. Im letzten Teil begegnet uns Stone als Anhängerin einer Sekte (geleitet von Dafoe und Hong Chau), die nach einem Zwillingspaar und der Erlöserin suchen.
Bleiern wirkt diese überlange Kompilation aus drei Geschichten, in denen es keinerlei Empathie gibt und denen es nur darum geht, Machtmechanismen sezieren. Mit dem Star-Cast, der zum großen Teil auch seinen massentauglichen Oscar- und Venedig-Hit „Poor Things“ trägt, kehrte Viel-Filmer Lanthimos zu seinen Anfängen zurück. Verkopfte Versuchsanordnungen erzählen mit mikroskopischer Genauigkeit von völlig aus dem Ruder gelaufenen Beziehungen.
Kurz nach der Premiere in Cannes, wo der Film immerhin eine Silberne Palme für den besten Hauptdarsteller gewann, startete „Kinds of Kindness“ am 4. Juli 2024 in den deutschen Kinos und polarisiert Publikum und Kritik.
Zu Beginn der Hollywood Award Season war Jesse Plemons für einen Golden Globe 2025 als bester Hauptdarsteller nominiert, ging aber leer aus.
Bild: 20th Century Studios