Aisha can´t fly away

Ganz harte Kost aus der Schule des realistischen Sozialdramas ist Morad Mostafas „Aisha can´t fly“. Schonungslos zeigt er die Spirale aus sexuellem Missbrauch, Erpressung, Rassismus, Ausbeutung und Gewalt, die eine 26jährige Pflege-und Putzhilfe in Kairo erleidet. Aisha (Buliana Simon Arop) floh aus dem Sudan und schlägt sich in ihrem prekären Job durch.

Die Kamera von Mostafa El Kashef zeigt das in nüchtern-distanzierten, langsamen Einstellungen. Trist in Grau- und Braun-Tönen ist die gesamte Szenerie. Über weite Strecken der zu langen 123 Minuten mutet Mostafa den Zuschauern die schlimmsten Brutalitäten nicht zu. Doch je brutaler Aisha sexuell gedemütigt wird, desto stärker rücken auch ihre Wunden und Narben ins Bild, die in schwer erträglicher Großaufnahme gezeigt wird.

Die zweite spürbare Verendung macht das Sozialdrama durch, wenn Aisha immer häufiger auf einen Afrikanischen Strauß trifft. Dieser eindrucksvolle Laufvogel kann bekanntlich ebenso wenig fliegen wie die sudanesische Migrantin, aber er hat sehr scharfe Krallen. Mit diesen magisch-realistischen Einsprengseln werden Splatter-Sequenzen eingeleitet: Auge um Auge, Zahn um Zahn rächt sich Aisha in ihren Rache-Fantasien an ihren Peinigern. Kann das ein Ausweg sein oder führt das nicht nur tiefer in die Gewaltspirale, die in einem Showdown der Straßengangs kulminiert.

„AIsha can´t fly“ hatte seine Premiere in der Sektion Un certain regard in Cannes im Mai 2025, lief im Oktober in der Kaleidoscope-Reihe des Filmfests Hamburg und am vergangenen Wochenende beim WCF Berlinale-Special von Around the World in 14 films. Rapid Eye Movies wird den Film am 15. Januar 2026 in die Programmkinos bringen.

Bild: Rapid Eye Movies

 

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