Eine schöne kleine Tragikomödie im unverkennbaren, leicht sentimentalen, typischen Sundance-Sound gelang Eva Victor mit ihrem Debütfilm. Sie führte nicht nur Regie und schrieb das Drehbuch, sondern übernahm auch die Hauptrolle der Agnes.
In der ersten Szene erleben wir eine junge Literatur-Professorin, die in Neuengland Besuch von einer schwangeren Ex-Kommilitonin bekommt. Die eine, Agnes (Victor), bekam wegen exzellenter Leistungen gleich eine feste Stelle angeboten und blieb in dem Provinzstädtchen, die andere, Lydie (Naomi Ackie) zog mit ihrer Partnerin nach New York und erwartet ein Baby nach einer Samenspende.
Scheinbar unbeschwert albern die beiden herum, sprechen über Dating-Pannen und amüsieren sich über die Tollpatschigkeit des Nachbarn Gavin (Lucas Hedges). Das einzige Problem scheint die missgünstige Streberin (Kelly McCormack) bei einem Abendessen mit weiteren Ex-Kommilitionen zu sein, die bis heute nicht verwunden hat, dass nicht sie die Professur bekam.
Doch bald wird in Rückblenden klar, dass Agnes ein Übergriff belastet. Ihr Mentor (John Carroll Lynch) bedrängte und vergewaltigte sie in seiner Wohnung, am nächsten Tag reichte er die Kündigung ein. Hilflos reagieren de unempathisch-routinierte Arzt und die Gleichstellungsbeauftragten der Uni.
In kleinen Miniaturen erzählt „Sorry, Baby“ vom Schmerz, von den Tiefpunkten des Traumas, aber auch von kleinen Hoffnungsschimmern,zum Beispiel der zärtlichen Annäherung des Nachbarn Gavin und der Unterstützung von Lydie.
Im Januar 2025 feierte „Sorry, Baby“ seine Premiere in der US Dramatic Competition von Sundance und gewann dort den Preis für das beste Drehbuch, im Mai folgte die Einladung als Abschlussfilm der Off-Sektion Quinzaine des Cinéastes in Cannes. Nach weiteren Festival-Einladungen (z.B. Hamburg, Wien) und einer Golden Globe-Nominierung für Eva Victor als beste Hauptdarstellerin in einem Drama bringt DCM „Sorry, Baby“ am 18. Dezember in die deutschen Kinos.
Bild: A24