Der Schmerz sitzt spürbar tief: Bei Robert Habeck, Vizekanzler a.D., der sein Mandat zurückgegeben hat und nach einer neuen Rolle als Gastgeber einer politischen Matinee sucht. Und bei Lars Jessen, ebenfalls im hohen Norden geboren und ungefähr gleich alt. Er bezeichnet sich als Freund und Berater von Habeck und war im verlorenen Bundestagswahlkampf 2025 mit der Kamera dabei.
Anekdotisch, aber ohne tiefere Einblicke hinter die Kulissen schilder der Film den aufreibenden, kurzen Winterwahlkampf. Die Ausgangslage nach dem Ampel-Bruch war denkbar schlecht: Nach der russischen Vollinvasion schaffte es Habeck zwar, dass die Gasspeicher voll blieben und sich Deutschland rasch aus der strategischen Abhängigkeit von Putin lösen konnte. Doch spätestens seit der Springer- und Oppositionskampagne gegen das „Heizungsgesetz“ im Frühjahr/Sommer 2023 haftete ihm ein Negativ-Image an.
Mit dem ungewöhnlichen Format der Küchentischgespräche gewann Habeck zwar einige Wochen zu Beginn des Wahlkampfs viel Aufmerksamkeit, aber das Momentum verebbte. Nach einer Serie von Anschlägen dominierten die Themen Sicherheit und Migration, der Klimawandel spielte keine Rolle mehr, wie auch Luisa Neubauer in einem Film-Interview beklagt. Eingeklemmt zwischen den wütenden Attacken von Markus Söder, dem schärferen Migrations-Kurs von Friedrich Merz und der antifaschistischen Empörung von Heidi Reichinnek, deren Videos auf TikTok viral gingen, erntete Habeck nur ein mageres Ergebnis.
Die Analyse kommt in diesem Film zu kurz, immerhin gibt es gegen Ende ein paar Ansätze, Marina Weisband darf ein paar kluge Sätze dazu sagen, dass die explodierenden Mieten in Habecks Kampagne keine Rolle spielten. Auch dieses Thema überließ die Grüne Kampagne den Linken, die ein überraschendes Comeback feierten.
Viel zu viel Raum nimmt der Regisseur selbst ein, der sich immer wieder ins Bild drängt. Sein persönliches Video-Album der Erlebnisse im Wahlkampf hat einem breiteren Publikum wenig zu bieten.
Am 5. Dezember startete die Doku „Jetzt. Wohin. Meine Reise mit Robert Habeck“ in den Kinos.
Bild: © Florida Film / Pandora Film / Fritz Butze