Erst im Frühjahr 2025 erschien Georgi Demidows Roman „Zwei Staatsanwälte“ in deutscher Übersetzung. Der Physiker litt selbst 14 Jahre im Gulag, seine Manuskripte wurden Anfang der 1980er vom KGB konfisziert und ersrt kurz nach seinem Tod während Gorbatschows Perestroika freigegeben.
Demidow erzählt vom Aufeinandertreffen zweier Staatsanwälte: vom fiktiven jungen Idealisten und Berufsanfänger Alexander Kornjew, der in der Provinz arbeitet und auf abenteuerlichen Wegen den Hilferuf eines aus fadenscheinigen Gründen internierten Juraprofessors zugespielt bekommt, und vom Generalstaatsanwalt der UdSSR Andrei Wyschinski, der maßgeblich die Schauprozesse und stalinistischen Säuberungen orchestrierte.
Ebenfalls im Frühjahr hatte die in Riga gedrehte Film-Adaption des im Berliner Exil lebenden Regisseurs Sergei Loznitsa im Wettbewerb von Cannes Premiere. Als klassisches Historiendrama erzählt der Film vom jungen Staatsanwalt (gespielt von Alexander Kusnezow), der sich von Schikanen, stundenlangem Warten und Hinhalte-Taktik nicht davon abbringen lässt, seine Pflicht zu tun.
Sein verhängnisvoller Fehler: er glaubt, dass die NKWD-Folter des überzeugten Kommunisten Stepniak (Alexander Filippenko) von völlig aus dem Ruder gelaufenen Provinz-Schergen verübt wurde. Wenn er die Spitze der Nomenklatur in Moskau darauf aufmerksam mache, werde dem Einhalt geboten, vermutet er. Im Moskauer Justizpalast erwarten die Hauptfigur ebenso kafkaesk verwinkelte Gänge wie im Provinz-Gefängnis: wieder stundenlanges Warten und am Ende eine tödliche Falle.
Ebenso minutiös wie unaufgeregt und unerbittlich erzählt Loznitsa dieses Zeitgeschichtsdrama über die totalitäre Gewaltherrschaft. In Cannes gewann er keine Palme, aber den Prix François-Chalais für humanistisches Kino, im Herbst lief er auf weiteren Festivals wie Hamburg, Mannheim-Heidelberg und Wien. Am 18. Dezember 2025 brachte der Progress Filmverleih die „Zwei Staatsanwälte“ in die deutschen Kinos.
Bild: Progress Filmverleih