Endgame 24

80 kurzweilige Minuten bietet das Gorki Theater als EM-Kontrastprogramm. Aysima Ergün und Vidina Popov passen sich in bester Komödien-Spiellaune im „Endgame 24“ den Ball zu, letztere stänkert mit Vorliebe gegen einen bedauernswerten Zuschauer, den sie als „Stefan“ anspricht und bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit anfrotzelt.

Der Abend im Studio kam pünktlich wenige Stunden vor dem Anpfiff des EM-Eröffnungsspiels zur Premiere und ist tatsächlich ein offizieller Beitrag zum Kunst- und Kulturprogramm zur UEFA EURO 2024 und von der Bundesregierung gefördert. Dieses Spannungsverhältnis zwischen der eigenen Widerborstigkeit und Unabhängigkeit, mit der das Gorki Theater in den Wunden der postmigrantischen Gesellschaft bohrt, und der Gefahr, sich vor den Karren eines viel kritisierten Fußball-Funktionärs-Systems spannen zu lassen, wird selbstironisch gleich im Intro frontal angesprochen, gerät in den kommenden Spielzügen aber mehr und mehr ins Abseits.

Die Komödie, die Juri Sternburg schrieb und Marco Damghani inszeniert, ist eine assoziative Nummernrevue, die um die fikive Kellnerin Toni (verkörpert von den beiden Spielerinnen), die Sekt auf der VIP-Tribüne des Olympiastadions ausschenkt, und ganz reale Ereignisse jüngerer Fußball-Zeitgeschichte wie den Kopfstoß von Zinedine Zidane im WM-Finale 2006 oder Michael Ballacks verpasste WM  2010 nach dem Foul von Kevin-Prince Boateng kreist. Das Stück ist dramaturgisch sicher nicht durchkomponiert, jongliert lieber mit Ideen und Erzählfäden, ohne sie konsequent weiterzuverfolgen. Spaß macht diese kleine Studio-Produktion, die in diesem EM-Juni nur 4x zu sehen war (gibt es eine Wiederaufnahme in der nächsten Spielzeit?) durchaus.

Das liegt nicht nur am gut eingespielten Duo, sondern auch am altersmäßig sehr diversen Chor aus Amateur-Fußballer*innen, die mehrmals von der Seitenlinie eingreifen. Dass die UEFA-Bosse am Finalabend wegen Korruption vor laufender Kamera verhaftet werden, können sie nicht verhindern, bleibt aber mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nur ein Traum des Gorki-Teams. Die Knebelverträge, die sie mit den Spielorten schließen, werden in einer der ernsteren Passagen dieser unterhaltsamen Sommerkomödie kurz vor der Spielzeitpause auch thematisiert.

Bild: © Ute Langkafel MAIFOTO

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