Lamentations

Einen festen Platz im ImPulsTanz-Programm hat seit einigen Jahren Luca Bonamore, begabte Diva der Wiener Off-Szene. Diesmal zeigt er „Lamentations“, eine Perfomance, die vor zwei Jahren für das Rakete-Festival entstanden ist.

Der Video-Einspieler von Raphael Riegler gibt den Ton vor: eine Erinnerung an die Opera Toilet Vienna, einen Ort, an dem die Gegensätze ironisch aufeinanderprallen. Bis 2019 war es ein beliebter Ort für Cruising und schnellen Sex, umrahmt von Plüsch und Walzerklängen.

Als Bonamore langsam auf die Bühne kriecht, ist diese bereits vollgestellt mit Toilettenschüsseln wie in einer Marcel Duchamps-Installation. Das nächste Wien-Klischee wird gleich durch den Reißwolf gedreht: Halb Mensch, halb Lipizzaner kommt Bonamore aus dem Halbdunkel: mit Hufen und einer Pferdemähne-Perücke, die er wild herumwirft, wenn er auf dem Podest in der Mitte ankommt und seinen Song über Begehren und Einsamkeit performt.

Ironisch geht es im dichten Bühnennebel mit Samt und Barockperücke weiter. Die Wiener k.u.k.-Herrlichkeit wird veralbert, bis aus dem Nichts, ein ebenso tätowierter wie muskulöser Mann auftaucht: Roland Horvath arbeitet im echten Leben als Friseur und gibt hier sein Bühnen-Debüt, wie wir aus dem Programmheft erfahren. Im Dreiviertel-Takt umkreisen sich die beiden schüchtern, bis Bonamore den Partner auffordert, sich hinzuknien und ihm den Latexhandschuh mit viel Gleitgel einführt.

Der Spagat zwischen queerem Underground und Hochkultur-Referenzen aus dem Wien-Tourismus-Prospekt ist das Markenzeichen dieser kleinen, ironischen Performance, die während des Festivals 3x im Schauspielhaus Wien lief.

Bilder: Julian-Lee Harather

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