Zwischen der Pariser Belle Époque um die letzte Jahrhundertwende und der Gegenwart switcht Cedric Klapisch in seinem neuen Film „Die Farben der Zeit (La venue de l’avenir)“ hin und her. Die Stärke des Films ist, wie elegant die beiden Zeit-Ebenen in schnellen Schnitten bruchlos ineinander fließen.
Vier Erben einer verzweigten Großfamilie werden in die Normandie gerufen: das Häuschen ihrer im vergangenen Jahrhundert verstorbenen Vorfahrin Adèle (Suzanne Lindon) soll einem Supermarkt weichen. Sie stöbern in alten Briefen und Gemälden, in Tagträumen oder auf Drogentrips imaginieren sie das Leben der jungen Frau, die in die Szene der Künstler eintauchten.
Der Stolz der Grande nation auf ihr kulturelles Erbe wird in diesem Film voller Stolz gefeiert. Die Erben begegnen Victor Hugo oder halten schließlich ein Gemälde von Charles Monnet in Händen. In diesen Kreisen verkehrte die junge Frau aus der Provinz, als sie nach ihrer Mutter suchte und ihrem Erzeuger fahndete.
Klapisch, der mit der Erasmus-Austausch-Komödie „L´auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr“ im Jahr 2002 seinen größten Hit landete, beherrscht das Unterhaltungskino, das diesmal in historischen Dekors schwelgt und seinem Publikum seine konservative Botschaft vermittelt. Statt der oberflächlichen Welt der Instagram-Sternchen und Flittchen, für die stellvertretend die aktuelle Affäre des Content Creators Seb (Abraham Wapler) steht, die sich im Louvre vor einem Monet räkelt, sollten familiäre Bindungen und das Wahren des kulturellen Erbes im Zentrum stehen, vermittelt uns Klapisch.
Vor allem gegen Ende kommt die mit Klischees gespickte Selbstfindungsreise gefährlich nah an den Kitsch, wie auch Kathleen Hildebrand in der SZ kritisierte. „Die Farben der Zeit“, die in Cannes 2025 außerhalb des Wettbewerbs um die Palmen ihre Premiere feierten und kurz danach auf dem Filmfest München liefen, sind gediegenes Unterhaltungskino mit einer ordentlichen Portion Eskapismus für alle, die mal für zwei Stunden aus den Krisen der Gegenwart in eine Pariser Sehnsuchts-Vergangenheit fliehen wollen.
„Die Farben der Zeit“ starteten am 14. August 2025 in den deutschen Kinos.
Bilder: © STUDIOCANAL /Emmanuelle Jacobson-Roques