Ungewöhnlich nah lassen einige Reichsbürger und rechte Influencer die beiden Dokumentarfilmer Julian Vogel und Johannes Büttner an sich heran. Der Hintergrund: Büttner war Klassenkamerad von David Ekwe Ebobisse, der unter dem Namen Dr. Raw auf den einschlägigen Social Media-Kanälen Ernährungstipps gibt, alternative Heilmethoden gegen Krebs und mit vielen seiner Ansichten weit aus dem Mainstream abgedriftet. Auf Nachfrage des Regie-Duos bekräftigt er in diesem Film, dass er überzeugt ist, dass satanistische Geheimbünde Kinder opfern, wie es QAnon behauptet. Dies ist der einzige kurze Moment, in dem Vogel und Büttner aus der reinen Beobachterrolle herausfallen.
David und seine Gesinnungsgenossen haben sich um das „Königreich Deutschland“ geschart, das Peter Fitzek alias Peter I. ausgerufen hat. Im Film tönen die Protagonisten, die Behörden der BRD GmbH könnten ihnen nichts anhaben. Doch im Mai, just im selben Monat, als „Soldaten des Lichts“ auf dem DOK.fest München Premiere hatte, erließ der neue Bundesinnenminister Alexander Dobrindt ein Verbot gegen diese Gruppierung. Wie es Joachim Kurz für kino-zeit.de treffend auf den Punkt brachte, ist man nach diesen knapp zwei Kinostunden immer noch ratlos, was die Anhänger dieser Protagonisten dazu bringt, mit leuchtenden Augen zu nicken, wenn ihre vermeintlichen Heilsbringer ihre Thesen verbreiten und mit Spontanheilungen prahlen. Zu ihrem Repertoire gehört, dass die Erde eine Scheibe sei und nur 13 % der Erdenbewohner Menschen seien, der Rest Reptiloiden. Unter diese Spezies fällt auch die schwarze Putzfrau von David, wie sich sein schwäbelnder Gast empört, ein ehemaliger Sozialhilfeempfänger, der mit Geistheilung ein Vermögen scheffelt.
Aufschlussreich ist hingegen der Blick auf Machtstrukturen und Rekrutierungsstrategien. Besonders erschreckend ist, wie perfide Timo über Monate als kostenlose Arbeitskraft in Davids Vertrieb und Restaurant eingespannt wurde. Vergütet wurde seine Arbeit nur mit den teuren Tinkturen und Fastenkuren, die ihm gratis verabreicht wurden. Über die Monate wurde Timo immer ausgemergelter, sein Blick in die Kamera wirkt teilweise apathisch, einen Aufenthalt in der Psychiatrie brach er ab, sechs Monate nach Abschluss der Dreharbeiten starb er unter unklaren Umständen in Luxemburg.
Viele offene Fragen hinterlässt dieser Blick in die parallelen Strukturen der Reichsbürger und rechten Influencer, die sich radikal von der Rest-Gesellschaft abkapseln, wie Vogel/Büttner an den konkreten Strukturen eines Netzwerks in der Mainkloake zeigen, wo sich negative gesellschaftliche Entwicklungen wie so oft besonders drastisch bündeln.
„Soldaten des Lichts“ wurde von der ZDF-Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ koproduziert und startete am 14. August 2025 in einigen Programmkinos.
Bild: FOUR GUYS Film Distribution