Selten haben Abschlussfilme so eine Reife wie Lukas Röders „Scham“ von der Hochschule für Fernsehen und Film. Auf engstem Raum sitzen sich Mutter Susanne (Heike Hanold-Lynch) und Sohn Aaron (Til Schindler) in diesem Kammerspiel gegenüber und filmen sich gegenseitig mit den Smartphones.
Der Ton ist schneidend, die Atmosphäre garstig, wenn die beiden fiktiven Figuren miteinander abrechnen. Er sei nie geliebt worden, stattdessen geschlagen und gedemütigt, hält Aaron der Mutter vor. Diese entgegnet, dass sie ihm ihr ganzes Leben aufgeopfert habe, er schon als Kind immer gelogen habe und sie keine Kraft mehr habe, so dass er am besten verschwinden solle.
Ihre Telefone und Kameras nutzen die beiden als Angriffswaffen und Schutzschilde. Immer tiefer dringen sie in die Schichten der Vergangenheit an. In jeder Runde werden neue Details sichtbar, da das Verhalten einer traumatisierten Figur ein Stück erklärbarer machen, manchmal aber dazu beitragen, dass er oder sie noch unmenschlicher wirken.
Bei der Premiere während des Max Ophüls-Festivals in Saarbrücken gewann „Scham“ den Preis der Ökumenischen Jury. Til Schindler ist einer von drei Nominierten für den Götz George-Nachwuchspreis, der im Rahmen des First Steps Awards im Herbst vergeben wird.
Bilder: missingFILMS