„Gespenster“ hieß einer der frühen Filme von Christian Petzold, der 2005 im Wettbewerb der Berlinale lief. „Gespenster“ könnten fast alle seiner Filme heißen, dieser aktuelle aber ganz besonders.
In der spätsommerlichen Uckermark kreuzen sich die Wege von Menschen, die so windschief im Leben stehen wie Tschechow-Figuren. Elegisch-melancholisch ist auch der Grundton von Petzold, hier kommt aber stets noch etwas Surreal-Gespensterhaftes hinzu. Die impressionistisch hingetupften Szenen kreisen diesmal um eine Leerstelle, die von einer rätselhaft herangeschwebten Wiedergängerin gefüllt werden soll. Die Figuren leben dieses surreale Kammerspiel stets mit größter Selbstverständlichkeit.
Im Zentrum von „Miroirs No. 3“ stehen zwei Frauen, zwei bewährte Lieblingsschauspielerinnen: Barbara Auer, die lethargisch in einem vor sich hinbröckelnden Häuschen an der Landstraße im Nirgendwo wohnt, und Paula Beer, die an der UdK Klavier studiert und nach dem Unfalltod ihres Freundes dort strandet. Das Kammerspiel-Quartett komplettieren zwei weitere alte Bekannte aus dem Petzold-Kosmos: Matthias Brandt kann die Rolle des Automechanikers nicht besonders glaubwürdig verkörpern, Enno Trebs, der in „Roter Himmel“ erstmals eine größere Petzold-Rolle hatte, spielt seinen Sohn im Blaumann.
Eine Schwäche des Films ist, dass Petzold gewohnte Motive mit seinem Kernteam nur neu variiert. Auch FAZ-Kritiker Jens Balkenborg hatte den Eindruck, dass es sich bei „Miroirs No. 3“ nur um eine „Fingerübung“ handelt. Zu selbstreferentiell ist dieses neue Werk aus einem Kosmos, in dem viel Routine zu spüren ist.
Berlinale-Stammgast Petzold feierte seine Premiere diesmal in Cannes, allerdings in der Off-Sektion Quinzaine des Reálisateurs. Die Nische ist für diese versponnene Spätsommer-Elegie der passende Ort, für denn Wettbewerb um die Goldene Palme wäre sie zu leichtgewichtig.
Nach der Deutschland-Premiere beim Filmfest München im Juli startete „Miroirs No. 3“ am 18. September 2025 im Kino.
Bild: Schramm Film