One Battle After Another

In überlangen fast drei Stunden mäandert das neue Paul Thomas Anderson-Epos seinem fulminanten Verfolgungsjagd-Showdown entgegen. Bis dahin erleben wir eine in den 1970er Jahren hängengebliebene linke Guerilla im Kampf gegen einen zunehmend rassistischen Staat, der in den Händen einer „White Supremacy“-Sekte ist. Polit-Action-Thriller trifft auf Kiffer-Komödie. Die beiden Erzählfäden treffen sich in der Figur von Bob Ferguson: Ex-Schönling Leonardo DiCaprio lümmelt als alleinerziehender Vater im Bademantel auf der Couch und ist heillos überfordert, als die alten Kampfgefährten das Passwort abfragen, das er in seiner zugedröhnten Birne partout nicht mehr finden kann.

Doch ihm bleibt keine Wahl, sich von der Couch aufzuraffen: der rassistische Colonel Steven Lockjaw, ein alter Rivale, macht Jagd auf die Teenagerin und möchte Rechnungen begleichen. Der sehr lose an Motive des Thomas Pynchon-Romans „Vineland“ anknüpfende, mehr als 100 Millionen Dollar teure, starbesetzte Film schwebt in seinem ganz eigenen, schrägen Paralleluniversum. In einer Zeit, in der Hollywood von Sequels und Comic-Adaptionen dominiert, macht ihn „One Battle After Another“ schon diese Tatsache zu einer bemerkenswerten Ausnahme, meinte David Steinitz. DiCaprio, der im Bademantel durch den Film stolperte, rief der SZ-Journalist gleich zum Oscar-Favoriten aus.

Wer einen Sinn für Skurriles und Schräges hat, könnte an diesem oft ziellos mäandernden Film seine Freude haben, der am 25. September 2025 in den Kinos startete. Kult sind vor allem die 70 mm-VistaVision-Aufführungen. Was bleibt, ist vor allem die Erkenntnis, dass sich Paul Thomas Anderson wieder mal auf keine Handschrift und kein Genre festlegen lässt. Während andere Regisseure von Film zu Film nur bekannte Motive reüissieren, geht er jedes Mal auf der Suche nach Neuland all in.

Bild: Warner Bros. Entertainment GmbH

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