Highest 2 Lowest

Mit einer moralinsauren Gangster-Ballade zwischen Brooklyn und der Bronx meldete sich Spike Lee im Mai 2025 in Cannes zurück. Nur außer Konkurrenz jenseits des Rennens um die Palmen lief sein Remake eines Stoffs aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. „Highest 2 Lowest“ basiert auf dem Roman „King´s Ransom“ (1959) und Akira Kurosawas freier Verfilmung „Zwischen Himmel und Hölle“ (1963).

Lee holt den Stoff zurück aus Japan ins New York der Gegenwart. Der Grundkonflikt bleibt: ein schwerreicher Penthouse-Bewohner (Denzel Washington als David King) steht vor dem moralischen Dilemma, ob er das geforderte Lösegeld auch für den Sohn seines loyalen Mitarbeiters und Kumpels ausgeben soll. Die Entführer haben den Sohn des einfachen Angestellten schlicht mit High Society-Sprößling verwechselt, als sich beide nach dem Basketball-Training einen Imbiss holen wollten.

Der Kriminalfall mündet in eine Verfolgungsjagd mit der Subway und quer durch ein Straßenfest der puertoricanischen Community, geht weiter zum Showdown-Stand-Off, der in einem Hinterhof-Studio in einem der schäbigsten Viertel von New York als Rap-Battle inszeniert ist, und landet bei der nostalgischen Botschaft, dass früher alles besser gewesen sei. Der geläuterte Held schwört all dem Glamour des Musik-Business und der Aufmerksamkeitsspirale der Social Media-Welt ab, stattdessen möchte er in einem kleinen Familien-Unternehmen Musik machen, die Werten und Traditionen verpflichtet ist.

Der Lösegeld-Krimi ist über weite Strecken eher kitschiges Melodram, zugekleistert mit Hintergrund-Geklimper, oder Kammerspiel mit pathetischen Dialogen, bevor er mit überraschenden Ideen doch immer wieder die Kurve kriegt und in der zweiten Hälfte das Thriller-Genre bedient, um es sich schließlich mit der arg simpel gestrickten Botschaft zur Schlusshymne allzu einfach zu machen.

Als „wunderbar eigenwilligen Querschläger“ bezeichnete Karsten Munt „Highest 2 Lowest“ in der Perlentaucher-Kolumne: eine A24-Co-Produktion, die klischeebeladen ist, aber doch ihr Potenzial aufblitzen lässt.

„Highest 2 Lowest“ kam nach der Cannes-Premiere nicht in die deutschen Kinos, sondern ist seit dem 5. September 2025 auf der Streaming-Plattform Apple TV+ abrufbar.

Bild: A24/Apple TV+

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