Rote Sterne überm Feld

Beeindruckend ist der Ideenreichtum, mit dem Laura Laabs durch ihren ersten Langfilm und die jüngere deutsch-deutsche Geschichte surft. Visuell zeichnet sich „Rote Sterne überm Feld“ durch eine große Experimentier- und Spielfreude in kleinen Details aus. Aber auch die Handlungsstränge verknäueln und überschlagen sich: zusammengehalten von Walter Benjamins „Engel der Geschichte“ schlägt die 1985 in Ost-Berlin geborene Regisseurin Schneisen zwischen linkem Aktivismus á la Zentrum für politische Schönheit, der Wut über den Ausverkauf ostdeutscher Betriebe durch die Treuhand in den 1990ern, Nazi-Geschichte im 2. Weltkrieg und den Schüssen auf den RAF-Terroristen Wolfgang Grams im Bahnhof von Bad Kleinen.

Sprunghaft und assoziativ sind diese 130 Minuten, in denen vieles funkelt und blitzt. Zu Ost-Punk versammelt sich ein starkes Ensemble von Charakter-Darsteller*innen wie Andreas Döhler, Jule Böwe (mit einer herrlichen Spontan-Vorlesung einer Dorfbewohnerin in linker Theorie) oder Uwe Preuss. Es ist geradezu zwangsläufig, dass hier noch nicht alles zusammenpasst, aber dieser Film ist ein Versprechen für mehr!

Er hatte im Januar 2025 im Max Ophüls-Wettbewerb Premiere und lief gleich danach in Rotterdam. Im April 2025 räumte er bei achtung Berlin gleich vier new berlin film awards ab: für den besten Spielfilm, das beste Drehbuch, die beste Kamera und die beste Produktion. Überschattet war das Festival von der Debatte um den Kurzauftritt des Rammstein-Frontmanns Till Lindemann, der als „Erlkönig“ durch den Film geistert. Die Szenen wurden vor dem Eklat um seine Backstage-Partys gedreht und stark zusammengeschnitten, wie zu lesen war.

Am 6. November 2025 startete die arte/SR/WDR/ZDF-Coproduktion in den Programmkinos.

Bild: Farbfilm Verleih GmbH

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