Mit einem düster-archaischen Ritual verabschiedet sich der britisch-indische Choreograf Akram Khan von der Tanzwelt. „Thikra – Night of Remembering“ soll nach 25 Jahren das letzte Stück seiner Company sein.
An zwei Abenden war die internationale Koproduktion im Haus der Berliner Festspiele im Rahmen der dritten „Performing Arts Season“ zu Gast, die sich dem Aufeinanderprall unterschiedliche Kulturen widmet. Stampfend und ihre langen Haare schüttelnd beschwört das rein weibliche Ensemble, das Khan (Regie, Choreographie) und Manal alDowayan (Visuelle Leitung, Kostüme, Szenografie, gemeinsam mit Khan narratives Konzept) gecastet haben, ein Matriarchat.
Raunend-spirituell ist dieser knapp eine Stunde kurze Abend, der traditionellen indischen Bharatanatyam mit zeitgenössischem Tanz mixt. Schauwerte bietet diese Choreographie durchaus, die professionelle Handschrift von Akram Khan ist spürbar, der maßgeblich an der Olympia-Eröffnungsfeier von 2012 beteiligt war.
Aber ähnlich wie eine Olympia-Eröffnungsfeier wirkt auch diese Groß-Produktion, die über die Festivals tourt und im Juli bereits im Burgtheater bei ImPulsTanz gastierte: Schauwerte, die mit Exotik und archaischen Motiven spielen, deren tiefere Bedeutung zweitrangig bleibt. Bei den Indoor-Stationen quer durch Europa geht sicher der besondere Reiz der Premiere verloren: im Januar 2025 wurde „Thikra“ im Wadi AlFann in AlUla (Saudi-Arabien) unter freiem Himmel uraufgeführt und kam dort vermutlich viel besser zur Geltung.
Lobenswert ist, wie konsequent das Team der Berliner Festspiele gegen Störerinnen vorging, die ihre Handys zückten und mit viel zu hellen Displays die weihevoll-düstere Stimmung durchbrachen. Dieses Vorgehen war vorbildlich und sollte bei anderen Festivals und Theatern Schule machen.
Bild: Fabian Schellhorn