Cherien Debris, als Kind palästinensischer Flüchtlinge in New York aufgewachsen, führte nicht nur Regie, sondern schrieb auch das Drehbuch und spielt eine der Hauptrollen in der Familiensaga. Ihre Mission ist ebenso klar wie ihre Perspektive: sie erzählt den Nahost-Konflikt aus einer Opferperspektive, schlägt den Bogen von der „Nakba“, der Vertreibung der Palästinenser bei Israels Staatsgründung, bis zur „Intifada“ von 1987/88, die dem zum Erliegen gekommenen Friedensprozess vorausging. Sie taucht tief ein in den Schmerz ihres Volkes, fast zweieinhalb Stunden klagen die Streicherklänge herzzerreißend, die Regisseurin reicht aber auch die Hand zu einem Versöhnungsappell. Die Dreharbeiten wurden allerdings vom Hamas-Terror überlagert, so dass statt erhoffter Versöhnung nur die nächste Spirale der Gewalt eintrat.
Den Stoff erzählt Debris sehr konventionell und oft auch sehr plakativ. Zuzugestehen ist ihr, dass ihr ein paar wirklich beklemmende Szenen gelingen z.B. über die Demütigung eines Vaters vor den Augen seines Sohns am Checkpoint der israelischen Armee. Insgesamt ist es aber ein zu kalkulierter und auch einseitiger Angriff auf die Tränendrüsen.
Die Emotionalität des Dramas ist ein typisches Sundance-Phänomen, wo der Film im Januar 2025 Premiere feierte. Diese Gefühlsbetontheit machte „Im Schatten des Orangenbaums“ (Original „All that´s left of you“) zum Publikumsliebling auf diversen kleineren Festivals wie San Francisco, Shanghai und Sydney, außerdem gab es den Regie-Preis in Sevilla, das koproduzierende Jordanien nominierte den Film für einen Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film. Im Herbst lief „Im Schatten des Orangenbaums“ beim Filmfest Hamburg, am 20. November starterte er in den deutschen Kinos.
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