Ein wenig Licht. Und diese Ruhe.

Noch bitterer und zynischer als ihre vorherigen Texte klingt Sibylle Bergs aktuelles Stück „Ein wenig Licht. Und diese Ruhe“, das im September von Lena Brasch mit Katja Riemann uraufgeführt wurde und pünktlich zum Schülerstreik gegen die Wehrpflicht und Wiedereinführung der Musterung am vergangenen Freitag im Neuen Haus des Berliner Ensembles in einer Fassung von Dennis Nolden (Regie) und Lukas Nowak (Dramaturgie) zur Premiere kam.

Der Text ist als 90minütiger Monolog angelegt, den in Berlin Gabriel Schneider vorträgt. Er setzt die wenigen Pointen, kostet aber vor allem die ruhigen Momente aus: Momente der Einsamkeit, der Verzweiflung, der Angst vor dem Krieg, der draußen tobt. Der ehemalige Rüstungsingenieur, der hier zu uns spricht, hat seinem Job quittiert und schüttelt nur den Kopf. Er versteht die Welt nicht mehr, in der der Verteidigungsminister zur Kriegstüchtigkeit aufruft, die Wehrpflicht wiedereingeführt wird und für Rüstung gegen die Bedrohung getrommelt wird.

Nach der Uraufführung fragte sich Nachtkritiker Jan Fischer: Meint Sibylle Berg das alles ernst? Oder spielt sie nur mit einem Ü50-Boomer-Facebook-Kommentar? Ich meine, es ist ihr sehr ernst damit. Die seit 2024 für Die Partei im Europaparlament sitzende Schriftstellerin macht hier einen tieftraurigen, wütenden Zwischenruf, der zur eigenen Ratlosigkeit steht und genauso scharf die Ratlosigkeit kritisiert, die hinter manchen Phrasen aus dem aktuellen Diskurs über die Sicherheitspolitik durchscheint.

Erfreulich klar ist die Haltung des BE beim Einlass: die Kinos haben es vorgemacht mit witzigen Spots, die auch den Ignoranten vorführt, wie störend der kurze Blick aufs helle Display für den Rest des Publikums ist. Das Berliner Ensemble zieht nach und erklärt ganz sachlich, dass jedes helle Display die Aufmerksamkeit. So kommen wir vielleicht doch noch ein paar Milimeter weiter im Kampf gegen die Störer. Viele sind sich gar nicht bewusst, was sie anrichten, nur die wenigsten sind so borniert und egozentrisch, dass ihnen alles egal ist.

„Ein wenig Licht. Und diese Ruhe“ hatte am 5. Dezember 2025 im Neuen Haus des Berliner Ensembles Premiere.

Bild: Jörg Brüggemann

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