Knapp drei Jahre nach der Premiere sorgt Alexander Riemenschneiders Inszenierung von Wolfgang Herrndorfs 2010 erschienem Roman Tschick immer noch für ein ausverkauftes Haus in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin.
Maik Klingenberg durchleidet eine Pubertät mit einigen Härten: die Mutter Alkoholikerin auf Entzug, der Vater kurz vor dem Bankrott und auf angeblicher Geschäftsreise mit seiner hübschen Assistentin Mona im Cabrio. Maiks angebetete Tatjana, der Schwarm aller Mitschüler, nimmt ihn noch nicht mal wahr. Als größten Langweiler der Klasse lädt sie ihn auch nicht zu ihrer Geburtstagsparty ein, obwohl er bereits seit drei Monaten an dem großen Beyoncé-Bild (ihr großes Idol) malt.
In diese Sommerferien-Tristesse bricht plötzlich die Titelfigur Tschick ein: doppelter Außenseiter wegen seiner Herkunft als Russlanddeutscher und wegen seiner Homosexualität, die er sich erst im Lauf des Stücks eingesteht. Tschick überredet Maik, mit ihm im geklauten Lada zu einer Spritztour in die Walachei aufzubrechen.
Auf ihrem Trip durch die Provinz treffen die beiden 14jährigen auf ein Panoptikum skurriler Gestalten (die frühreife Isa, den eigenbrötlerischen Rentner Horst und eine Familie, die jedes Essen als Quizrunde für Klugscheißer gestaltet). Die knapp zwei Stunden sind rasant inszeniert. Sven Fricke und Thorsten Hierse teilen sich fast alle Rollen, werden nur kurz von Natalia Belitski als Isa und permanent von Arne Jansen in Cowboy-Kluft an der Gitarre unterstützt.
Großer Schlussapplaus für das gesamte Team.
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