Vier junge Frauen Mitte 20 treten auf die Bühne: Mit ihren Schlabberklamotten und ihren schlecht sitzenden Frisuren zeigen sie den Schönheitsvorstellungen der Modeindustrie demonstrativ den Stinkefinger. Stampfend, fauchend, rappend, aber auch mal ganz abgeklärt bringen sie die Wutsuada Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen auf die Bühne.
Nicht nur die vier Schauspielerinnen (Nora Abdel-Maksoud / Suna Gürler / Rahel Jankowski / Cynthia Micas ), sondern auch Sibylle Berg sind hier in Höchstform zu erleben. Mit sarkastischem Blick auf die Schattenseiten hinter den von Hochglanzmagazinen präsentierten Fassaden verschießt die bekannte Autorin ihre Giftpfeile und reiht eine sehr genaue Beobachtung an die nächste. Das Publikum – eine selten zu erlebende Mischung aus ergrautem klassischem Bildungsbürgertum und Studentencliquen – kann nur immer wieder konstatieren: Treffer, versenkt!
Das rasante Tempo dieses Abends nimmt noch weiter Fahrt auf, wenn sich der vierköpfige Chor aufspaltet und die Schauspielerinnen in bissigen Wortwechseln übereinander herfallen. In der Textfläche gibt es auch einige wiederkehrende Motive: die lesbische Hauptfigur, die sehnsüchtig auf die nächste SMS ihrer Angebeteten wartet und sich dann doch wieder nur ihre neuesten Männer-Bettgeschichten anhören muss; oder die beste Freundin, die von dem Fitness-Konzept Zumba völlig begeistert ist und sie ständig mit ins Studio schleppen möchte.
Sebastian Nüblings Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen ist auch ein Jahr nach der Premiere einer der großen Hits am Gorki und wurde gerade erst von Theater heute zum Stück des Jahres gewählt. Zurecht – denn so lebendig-frisches und freches Theater gab es in Berlin seit Verrücktes Blut, das am Ballhaus Naunynstraße Premiere hatte und nun ebenfalls im Gorki-Repertoire ist, selten zu erleben.
Pingback: Harald Schmidt sorgt sich um den schwankenden Westen. Und dann kam Mirna mit den Furien ans Gorki zurück › kulturblog @ /e-politik.de/
Pingback: Neurotische Diven, zerrissene Grande Nation und russische Elegien: „Service/no service“, „Je suis Jeanne d´Arc“, „Väter und Söhne“, „Kings“ › kulturblog @ /e-politik.de/
Pingback: Stören – Das Kulturblog